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Susann Krause

Nationalismus versus Integration. Rahmenbedingungen für ethnische Parteien in den baltischen Staaten

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Parteien und Wahlen 3); 264 S.; 44,- €; ISBN 978-3-8329-7445-9
Diss. Chemnitz; Begutachtung: E. Jesse, A. Gallus. – In Estland, Lettland und Litauen leben jeweils russischsprachige Minderheiten, in Litauen außerdem auch eine polnischsprachige. Nach der Unabhängigkeit dieser Länder begannen sie sich zu organisieren, sodass ethnische Interessen seit den 1990er-Jahren auch parteipolitisch vertreten werden. Trotz ähnlicher Ausgangssituationen in den drei Ländern haben sich die ethnischen Parteien unterschiedlich entwickelt: Während das estnische Wählerbündnis Meie Kodu on Eestimaa seit der Jahrtausendwende in der Bedeutungslosigkeit verschwindet, verzeichnete der Saskaņ Centrs in Lettland im Jahre 2011 seinen größten Wahlerfolg. Krause stellt sich daher die Frage: „Welche Rahmenbedingungen beeinflussen den Erfolg der ethnischen Parteien in den baltischen Staaten und wodurch lassen sich die unterschiedlichen Entwicklungen der Minderheitenvertretungen in Estland, Lettland und Litauen erklären?“ (19) Insgesamt untersucht die Autorin vier unterschiedliche Rahmenbedingungen im Zeitraum zwischen 1991 und 2011, die zugleich die Gliederung der Arbeit bestimmen: ethnische Konfliktlinien, institutionelle Strukturen, informelle Strukturen und Allianzstrukturen. Für ihre Analyse nutzt Krause das von Kriesi, Koopman, Duyvendak und Giugni entwickelte Konzept der politischen Gelegenheitsstrukturen, das die Verfasserin für ihre Untersuchung leicht anpasst und operationalisiert. Dabei stellt sie fest, dass der Bedeutungsverlust der ethnischen Partei in Estland vor allem auf eine zunehmende Integration der russischsprachigen Minderheit durch die Schaffung von beispielsweise bilingualen Einrichtungen, die zunehmende Offenheit der politischen Führung und ein für kleine Parteien ungünstiges Wahlsystem zurückzuführen ist. Die Wahlerfolge der ethnischen Partei Lettlands erklärt Krause über die exklusiven informellen Strukturen und die ausgeprägte ethnische Trennlinie innerhalb des Parteiensystems. In Litauen verzeichnet die LLRA, die die in sich geschlossene polnischsprachige Minderheit vertritt, aufgrund der Konzentration in bestimmten Siedlungsgebieten große Wahlerfolge. Anders ist es bei der russischsprachigen Minderheit Litauens: Ihr fehlen sowohl innere Geschlossenheit als auch die für das Wahlsystem günstige geografische Verteilung, weshalb die Abstimmungsergebnisse für ihre Partei LRS hinter den Wahlerfolgen der LLRA zurückliegen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.22 | 2.23 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Susann Krause: Nationalismus versus Integration. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35430-nationalismus-versus-integration_42707, veröffentlicht am 20.09.2012. Buch-Nr.: 42707 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken