Skip to main content
Lena Bloemertz / Martin Doevenspeck / Elísio Macamo / Deltlef Müller-Mahn (Hrsg.)

Risk and Africa. Multi-Disciplinary Empirical Approaches

Wien/Berlin: Lit 2012 (Beiträge zur Afrikaforschug 51); VI, 275 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-90157-6
Spätestens seit Ulrich Becks „Risikogesellschaft“ ist klar, dass die technisierte Moderne nicht zwangsläufig das Verschwinden, wohl aber die Potenzierung von Risiken bedeuten kann. Mit Blick auf Afrika liefert der Band – basierend auf einem Symposium an der Universität Bayreuth aus 2008 – diverse Einblicke in ein notwendig multidisziplinäres Themenfeld. Neben Fragen der methodologischen Annäherung etwa an die Konstruktion von Risiken stehen dabei in den insgesamt fünf Themenblöcken Aspekte ökologischer wie menschengemachter Risiken im Vordergrund. Dabei lässt sich beobachten, dass sich der Zuschnitt des Risikodiskurses zu Afrika graduell verändert. Es geht nicht mehr um die diversen Naturkatastrophen und die mehr zufällige und vermeintlich unabwendbare Zerstörung durch Stürme, Überflutungen oder anderweitige Naturphänomene, denen die vermeintlich vormodernen und häufig als lokal beschriebenen Gesellschaften Afrikas ausgeliefert sind. Vielmehr erörtern die Beitragsautoren Umweltverschmutzungen in urbanen Ballungsräumen genauso wie die finanzielle Schieflage einzelner Staaten, mit denen sich afrikanische Gesellschaften ebenso wie europäische konfrontiert sehen und die zu lösen sie sich aufgerufen sehen. Indem sie dies tun, bezeugen sie ihre eigene Modernisierung. So hatte Anthony Giddens – wie Elísio Macamo in der Zusammenfassung des Bandes zu Recht ausführt – die Vorstellung von Risiko und den Umgang damit als eine der Kernkompetenzen moderner Gesellschaften verstanden. Indem diese sich über die Erzeugung von und den Umgang mit Risiken austauschen, so die Annahme, erzeugen sie eine Form von Selbstreflexivität. Diese wiederum hatte Giddens als zentralen Indikator für Modernisierung selbst verstanden. Afrika, so der Subtext dieser beeindruckenden Materialsammlung, ist in der globalisierten Moderne angekommen und wird sich mit den damit einhergehenden Risiken – allzumal wenn sie menschengemacht sind – auseinandersetzen müssen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.67 | 2.22 | 2.261 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Lena Bloemertz / Martin Doevenspeck / Elísio Macamo / Deltlef Müller-Mahn (Hrsg.): Risk and Africa. Wien/Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35392-risk-and-africa_42653, veröffentlicht am 08.11.2012. Buch-Nr.: 42653 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken