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Jakob Rösel

Pakistan: Kunststaat, Militärstaat und Krisenstaat

Berlin: Lit 2011; 110 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-11456-3
Verfolgt man die täglichen Berichte über Pakistan, fällt auf, wie selten positive Ereignisse aus diesem Land zu vermelden sind. Das kleine Buch kann als ein Beitrag verstanden werden, die derzeitige problematische Lage in dem, gemessen an der Bevölkerungszahl, sechstgrößten Staat der Erde besser nachvollziehen zu können. Darin stellt Rösel die Entwicklung Pakistans dar, das er als Kunststaat, Militärstaat und Krisenstaat charakterisiert. Als Kunststaat könne Pakistan bezeichnet werden, weil der Staat 1947 auf dem Reißbrett aus der Teilung Indiens entstanden und dabei von drei politischen und demografischen Ungleichgewichten geprägt worden sei: Erstens sei dies der Kontrast zwischen Ost- und Westpakistan, aus der 1971 die Abspaltung Ostpakistans mit der Gründung von Bangladesch resultierte. Das zweite Ungleichgewicht besteht Rösel zufolge darin, dass die Mohajrelite ihre Macht gegen den Rest der pakistanischen Bevölkerung aufgebaut und durchgesetzt habe. Drittens identifiziert der Autor ein starkes Übergewicht der Provinz Punjab. In den verschiedenen Konflikten habe sich zudem immer mehr abgezeichnet, dass die demokratischen Institutionen Pakistans zu schwach waren. In der Folge habe sich Pakistan zu einem Militärstaat gewandelt, dessen Entwicklung der Autor eingehender beschreibt. Wie Rösel darlegt, spielen neben der Armee aber auch ausländische Staaten mit ihrer finanziellen und militärischen Unterstützung eine zentrale Rolle für den Erhalt des Staates. Bis heute bestehe jedoch die Krisenanfälligkeit des Staates mit seiner vordergründigen präsidialen Demokratie fort, wozu im Laufe der Jahrzehnte ein wachsendes Waffen-, Drogen-, Gewalt- und Jugendproblem beigetragen habe. Zuletzt stellt Rösel das Problem der „Talibanisierung“ (77) Pakistans etwas ausführlicher dar. Während durch diese Instabilitäten die regionalen und internationalen Beziehungen belastet seien, verfüge Pakistan auf diese Weise gleichzeitig über eine „Bedrohungs- und Chaosmacht“ (2), die sich vor allem in dem Besitz von Nuklearwaffen offenbare. Das Buch ist gut lesbar, für ein wissenschaftlich fundiertes Werk fehlen jedoch an vielen Stellen die Quellenangaben.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 2.21 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Jakob Rösel: Pakistan: Kunststaat, Militärstaat und Krisenstaat Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35369-pakistan-kunststaat-militaerstaat-und-krisenstaat_42616, veröffentlicht am 15.11.2012. Buch-Nr.: 42616 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken