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Alan Bryden / Vincenza Scherrer (Hrsg.)

Disarmament, Demobilization and Reintegration and Security Sector Reform. Insights from UN Experience in Afghanistan, Burundi, the Central African Republic and the Democratic Republic of the Congo

Wien/Berlin: Lit 2012 (Geneva Centre for the Democratic Control of Armed Forces [DCAF]); XV, 211 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-80132-6
Die Anforderungen an die Vereinten Nationen (UN) haben sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. „We have come a long way from simply being ceasefire monitors. Today we are expected to keep, enforce and build peace“ (VII), so UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in einem kurzen Statement, in dem er diesen Wandlungsprozess reflektiert. Die zentrale Frage des englischsprachigen Sammelbandes lautet vor diesem Hintergrund, inwieweit das etablierte Verfahren von Disarmament, Demobilization and Reintegration (DDR) und das neuere Konzept der Security Sector Reform (SSR) in friedenskonsolidierenden Missionen der UN effektiv miteinander verzahnt werden können und müssen. Um diese Frage zu beantworten, beschreiten die Autorinnen und Autoren des Bandes einen aus drei Teilen bestehenden Weg. Eine grundsätzliche theoretische Erörterung von DDR und SSR mündet im ersten Teil in die Feststellung, dass es keineswegs um eine sequentielle Verknüpfung, sondern um eine parallele, synergetische Abwicklung von DDR und SSR-Ansätzen in der Friedenskonsolidierung gehen muss. Im Anschluss präsentieren sie vier Fallstudien, mit denen die theoretische Debatte empirisch untermauert wird. Diese Fallstudien sind alle ähnlich aufgebaut und thematisieren den jeweiligen Nexus von DDR und SSR, die dabei aufgetretenen Schwierigkeiten und die daraus resultierenden Schlüsse. Letztere werden in der Zusammenfassung des Bandes – dem dritten Teil – präsentiert. Auch wenn dort – ernüchternd, aber plausibel – ausgeführt wird, dass es keinen „blueprint“ (202) für eine Verzahnung von DDR und SSR gebe, so bleiben doch zwei zentrale Ergebnisse. Einerseits müssten internationale Anstrengungen zur Friedenskonsolidierung stärker als bisher die kontextspezifischen politischen und sicherheitsbezogenen Dynamiken eines Konflikts in den Blick nehmen. Darüber hinaus müsse die gemeinsame fallbezogene Strategie von DDR und SSR auf die konkreten Bedürfnisse der betroffenen Individuen und Gemeinschaften ausgerichtet sein: „Neither political awareness nor a human security focus should be abstract goals.“ (202) Um diese konkrete strategische Praxis im Sinne einer best practice erfolgreich umzusetzen, schlagen die Autorinnen und Autoren schließlich acht „entry points“ (194) vor, an denen eine Verzahnung von DDR und SSR besonders gut möglich ist. Neben der Unterstützung von Governance-Strukturen sind das unter anderem die Etablierung eines adäquaten Rechtssystems sowie die Befassung mit Genderfragen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.68 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Alan Bryden / Vincenza Scherrer (Hrsg.): Disarmament, Demobilization and Reintegration and Security Sector Reform. Wien/Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35368-disarmament-demobilization-and-reintegration-and-security-sector-reform_42614, veröffentlicht am 13.09.2012. Buch-Nr.: 42614 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken