Emotionen sind „in“ und haben mittlerweile auch den deutschen sozialwissenschaftlichen Diskurs erreicht, nachdem die frühe emotionssoziologische Debatte in Deutschland, trotz der Rezeption durch Jürgen Gerhards, kaum Beachtung fand. Annette Schnabel und Rainer Schützeichel, die selbst maßgeblich zur Renaissance des Emotionsthemas beigetragen haben, legen nun einen Band vor, der im doppelten Wortsinne „dick“, nämlich voluminös und inhaltsreich, ist. Bereits der Titel deutet an, dass sie die Emotionssoziologie nicht als eine Bindestrich-Soziologie begreifen, sondern die Bedeutung von Emotionen für die „klassische Frage“ der Soziologie, „wie soziale Ordnung möglich sei“ (9), in den Mittelpunkt stellen. Die einzelnen Beiträge sind fünf thematischen Gruppen zugeordnet, die aktuelle Theorieentwicklungen, die soziale Entstehung von Emotionen, Emotionen in der Handlungstheorie, kollektive Emotionen sowie Emotionen und sozialen Wandel zum Thema haben. Dabei kommen neurowissenschaftliche Konzepte ebenso zur Sprache wie sozialkonstruktivistische Ansätze. Das Buch ist gleichermaßen an Leser gerichtet, die eher theoriegeschichtlich interessiert sind, und an solche, die nach der Bedeutung von Emotionen in konkreten sozialen Konstellationen fragen, etwa bei „Investitionsentscheidungen“ (425 ff.) in der Wirtschaft oder der „Verortung der Liebe“ (385 ff.) in der japanischen frühen Neuzeit.