Skip to main content
Andreas Kemper (Hrsg.)

Die Maskulisten. Organisierter Antifeminismus im deutschsprachigen Raum

Münster: Unrast 2012; 184 S.; 16,- €; ISBN 978-3-89771-523-3
Bereits die ersten Zeilen des Vorwortes machen deutlich, dass sich Kemper einem hochbrisanten Thema widmet: Männer, die sich selbst Maskulisten oder aber Maskulinisten nennen, formieren sich innerhalb des deutschsprachigen Internets, um feministische Gedanken zu bekämpfen. Anders als die Vertreter des Maskulinismus, die eine Vorherrschaft des Männlichen durchsetzen wollen, streben die des Maskulismus danach, eine vermeintlich vorhandene Dominanz des Weiblichen zurückzudrängen. „In den Konflikten um die Benennung Maskulismus/Maskulinismus spiegeln sich also bereits die Sichtweisen, ob unsere Gesellschaft weiblich/feministisch dominiert ist oder eben nicht“ (9). Einerseits zeigt Kemper, wie stark um die Begriffe und deren inhaltliche Füllung im Internet gerungen wird, andererseits präsentiert er Arbeiten, die wissenschaftliche Reflexionen und internetpraktische Erfahrungsberichte vereinen. In seinem ersten Beitrag erläutert Robert Claus, dass der Maskulismus keinesfalls als in sich homogen betrachtet werden kann. Vielmehr ist er ein von tiefgründigen Widersprüchen geprägtes Ergebnis patriarchaler Modernisierungspolitik. Es soll versucht werden, in westlichen Gesellschaften eine hegemoniale Männlichkeit zu erlangen. Ihre inhaltliche Konstruktion wird über mehrere Attribute wie etwa körperliche Stärke und Gesundheit, entlohnte Arbeit sowie Kraft zur Interessendurchsetzung in gesellschaftlichen und privaten Konflikten konstituiert. Der Maskulismus oszilliert allerdings zwischen Traditionalismus und Flexibilisierung, sodass einige (aber nicht alle) Vertreter bestrebt sind, unzeitgemäße Nachteile zu überwinden und Attribute wie Fürsorglichkeit und Emotionalität in die Selbstkonstruktion zu integrieren. Die Bloggerin Ines Fritz schildert in ihrem Beitrag die tatsächlich stattfindende (aufgrund persönlicher Beleidigungen nicht nur unter juristischen Aspekten problematische) Auseinandersetzung zwischen einem „Antifeministen“ (158) und ihr: Der Blogger Leutnant Dino hat ein von Fritz auf ihrer Seite veröffentlichtes Foto auf seinem Blog verwendet, weswegen sich Fritz gezwungen sah, juristische Maßnahmen einzuleiten. Aufgrund dieser Erfahrungen plädiert die Autorin in ihrem Artikel für einen fairen Meinungsstreit im Internet, der die Preisgabe persönlicher Daten ausschließt.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.37 | 2.36 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Andreas Kemper (Hrsg.): Die Maskulisten. Münster: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35358-die-maskulisten_42599, veröffentlicht am 06.12.2012. Buch-Nr.: 42599 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken