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Miriam Lang (Hrsg.)

Demokratie, Partizipation, Sozialismus. Lateinamerikanische Wege der Transformation

Berlin: Karl Dietz Verlag 2012 (Rosa Luxemburg Stiftung: Manuskripte 96); 180 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-320-02282-2
Aus einer marxistisch inspirierten Perspektive werfen die politischen Prozesse in vielen lateinamerikanischen Ländern eine Reihe zentraler Fragen auf. Aus diesem Grund behandelt der Sammelband die Transformationsprozesse in Ecuador, Bolivien und Venezuela sowie Kuba mit dem Schwerpunkt auf den dortigen demokratischen Prozessen. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert. In einem einführenden Abschnitt stellt Lang die These auf, dass derzeit keine Wachstumskrise, sondern eine Krise der Lebensweise vorherrsche. Sie fordert dazu auf, „Suffizienz als Maßstab eines erfüllten Lebens einzuführen“ (15). Gleichzeitig übt sie Kritik an der häufig einseitig positiv stattfindenden Auseinandersetzung der Linken mit den sozialistischen Ländern Lateinamerikas, obwohl „Dominanzverhältnisse wie Rassismus, Sexismus, Kolonialismus und Klassenunterdrückung“ (12) selbstverständlich auch nach einer Revolution oder einem linken Wahlerfolg vorhanden seien. Einführend geht Boaventura de Sousa Santos auf das Konzept der Plurinationalität in Lateinamerika ein. Damit werde versucht, die Koexistenz verschiedener Nationalitäten, wozu in diesem Fall auch die indigenen Völker gehörten, angemessen in der staatlichen Verfassung zu berücksichtigen. Alternative Vorstellungen zum guten Leben, wie es häufig in westlich-kapitalistischen Ländern verstanden werde, kommen auch in dem Konzept „Buen Vivir“ (28) zum Ausdruck, das eine Abkehr von westlichen Paradigmen wie Entwicklung und Wachstum bedeute. Die folgenden vier Abschnitte konzentrieren sich auf die genannten lateinamerikanischen Länder. Sie behandeln die Fragen, wie die politische Teilhabe von sozialen Organisationen und Bewegungen in den drei Ländern vonstattengeht, wie mit Kritik umgegangen wird, wie bestimmte Formen des Machterhalts oder ein Personenkult in den Vordergrund der linken Projekte rücken. Dass hiermit auf viele kritische Punkte der sozialistischen Politik in Lateinamerika hingewiesen wird, ist positiv hervorzuheben und zugleich Ausdruck davon, dass die Autoren sich einem emanzipatorischen Projekt verpflichtet fühlen, das auch an linken Regierungen Widersprüche aufzeigt, anstatt sie zu verschweigen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.65 | 2.21 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Miriam Lang (Hrsg.): Demokratie, Partizipation, Sozialismus. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35272-demokratie-partizipation-sozialismus_42478, veröffentlicht am 15.11.2012. Buch-Nr.: 42478 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken