Skip to main content
Christoph Bochinger (Hrsg.)

Religionen, Staat und Gesellschaft. Die Schweiz zwischen Säkularisierung und religiöser Vielfalt

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung (NZZ Libro) 2012 (Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft - Nationales Forschungsprogramm NFP 58); 284 S.; 33,- €; ISBN 978-3-03823-755-6
Bei dem Sammelwerk handelt es sich um eine Zusammenfassung der Ergebnisse des schweizerischen Nationalen Forschungsprogramms „Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft“, das aus 28 Einzelprojekten bestand und vom Bundesrat in Auftrag gegeben worden war. Das Ziel war, im Zeitraum von 2007 bis 2010 die gegenwärtige religiöse Landschaft der Schweiz zu erforschen. Die Resultate der Projekte werden anhand der Programmschwerpunkte „Religionsgemeinschaften im Wandel“, „Religion und Individuum“, „Religion und Sozialisation“, „Religion in der Öffentlichkeit“ sowie „Staat und Religion“ vorgestellt. Das Buch endet mit einem Beitrag von Bochinger, in dem dieser übergreifende Befunde zusammenfasst und praktische Schlussfolgerungen zieht. Aus Platzgründen sei nur auf diesen Artikel eingegangen. Als zentrale Ergebnisse festgehalten werden die in vielen westlichen Staaten vorzufindenden Entwicklungen einer Säkularisierung im Sinne einer Abnahme der individuellen Bedeutung der Religion, einer religiösen Pluralisierung wie auch einer Individualisierung der Religiosität. Gleichwohl werde der Religion in den Medien große Bedeutung beigemessen, was damit zusammenhänge, dass Religion im öffentlichen Diskurs als Etikett für zahlreiche gesellschaftliche Probleme in Anspruch genommen werde. Viele der Probleme ließen sich jedoch auf andere Faktoren als auf den der religiösen Zugehörigkeit zurückführen, sodass die Religionsthematik nicht überbewertet werden sollte. Im Umgang mit dieser religiösen Pluralität stellt Bochinger verschiedene Haltungen fest, wobei mehrheitlich eine Akzeptanz religiöser Pluralität befürwortet werde. Damit werde sich pragmatisch einer Bewertung der religiösen Pluralität entzogen oder sich für das Gleichbehandlungsgebot im Bereich der Religionen ausgesprochen. Bochinger empfiehlt daher, diese pragmatische Haltung zum Ausgangspunkt für eine gelingende Religionspolitik zu machen. In dieser Hinsicht seien bereits vielfache integrationsvereinfachende strukturelle Anpassungen auf Seiten der Religionsgemeinschaften wie auch im Verhältnis von Staat und Religion festzustellen. Hierbei sei schon überwiegend im Sinne des Gleichbehandlungsgebotes gehandelt worden, aber Bochinger hält weitere Anstrengungen für nötig. Die durchgehend interessanten Beiträge lassen das Urteil zu, dass der im Vorwort formulierte Anspruch an das Buch, von großem Nutzen für die weitere wissenschaftliche Erforschung der Religionen und den in diesem Zusammenhang sich stellenden gesellschaftlichen und politischen Fragen zu sein, vollends erfüllt wird.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.5 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Christoph Bochinger (Hrsg.): Religionen, Staat und Gesellschaft. Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35267-religionen-staat-und-gesellschaft_42472, veröffentlicht am 10.01.2013. Buch-Nr.: 42472 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken