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Tom Mannewitz

Linksextremistische Parteien in Europa nach 1990. Ursachen für Wahlerfolge und -misserfolge

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Extremismus und Demokratie 23); 506 S.; 74,- €; ISBN 978-3-8329-7553-1
Diss. TU Chemnitz; Begutachtung: E. Jesse, U. Backes. – Tom Mannewitz fragt nach den Erfolgsbedingungen für linksextremistische Parteien in Europa. Diese hätten nach 1990 zwar vornehmlich schlechte Wahlergebnisse erzielt, aber das sei kein Grund zur Entwarnung: Zum einen stelle der parlamentsorientierte Linksextremismus weniger auf institutioneller Ebene denn auf der kulturellen ein Problem dar. Zum anderen lasse die Globalisierung und die damit entstandene Möglichkeit „dominoartiger Ausbreitungen von Arbeitsmarktkrisen“ (468) Linksextremismus zu einer Gefahr für alle europäischen Staaten werden. Mannewitz vergleicht mithilfe der Qualitative Comparative Analysis (QCA) insgesamt zwanzig Gruppierungen in Deutschland, Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, der Schweiz, der Slowakei und in Tschechien. Als Ergebnis formuliert er, Siege und Niederlagen seien nicht an bestimmte Parteieigenschaften gekoppelt, sondern an Gelegenheitsstrukturen – dazu zählen insbesondere hohe Arbeitslosigkeit, Unzufriedenheit mit der Demokratie und die Stärke der Rechtsaußenparteien. Im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen zeigt sich der Verfasser pessimistisch: Man werde sich in Europa an Wahlerfolge links- und rechtsextremistischer Parteien gewöhnen müssen. Daher stellt er sich die Frage, wie mit ihnen umzugehen sei. Der beste Demokratieschutz bestehe in einer aktiven Sozialpolitik, aber nicht in einer totalen Ausgrenzung der Linksextremen. Dort, wo sie in die Parlamente gewählt werden, sollten sie auch an der Regierungsbildung beteiligt werden. Für den Politologen stellen die Parteien trotz ihres undemokratischen Charakters ein „Korrektiv“ dar, das verhindere, „dass die gesellschaftliche ‚Schere‘ allzuweit aufgeht“ (470). Bislang sei jede linksextreme Partei durch eine Machtübernahme entzaubert worden. Keine habe es anschließend geschafft, erneut in eine Regierung gewählt zu werden. Wer sich spektakuläre neue Fakten über die ausgewählten Parteien erhofft, dürfte enttäuscht werden, denn Mannewitz arbeitet stringent an seiner Fragestellung. Aber im Hinblick auf den kaum nennenswerten Forschungsstand über Linksextremismus ist die Arbeit in jedem Fall ein Gewinn für die Wissenschaft.
Karsten Dustin Hoffmann (KDH)
Dipl. Pol., Dr. phil, Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.612.252.222.372.331 Empfohlene Zitierweise: Karsten Dustin Hoffmann, Rezension zu: Tom Mannewitz: Linksextremistische Parteien in Europa nach 1990. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35233-linksextremistische-parteien-in-europa-nach-1990_42426, veröffentlicht am 24.05.2012. Buch-Nr.: 42426 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken