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Hannes Koch / Bernhard Pötter / Peter Unfried

Stromwechsel. Wie Bürger und Konzerne um die Energiewende kämpfen

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2012; 182 S.; 12,99 €; ISBN 978-3-86489-008-6
Die deutsche Energiewende ist beschlossen, doch vollkommen unklar ist noch, wie sie angesichts vieler Unsicherheiten konkret umgesetzt wird. Die Autoren – allesamt ehemals oder immer noch Journalisten bei der „tageszeitung“ – geben mit dem Buch einen Überblick über den möglichen Weg, den diese Energiewende vollziehen kann. In sehr verständlicher und teilweise illustrativer Art und Weise werden beispielsweise innovative Pioniere oder Unternehmer beschrieben, die über neue Ideen im Bereich der erneuerbaren Energie Profit erwirtschaften. Zudem schildern sie, dass die erneuerbaren Energien auch für große Investoren interessant werden: „Grün ist inzwischen auch die Farbe des großen Geldes“ (78). Die großen Stromkonzerne in Deutschland hätten dagegen diese Entwicklung weitgehend verschlafen und investierten zunehmend in anderen Ländern, während sie in Deutschland der Ansicht seien, dass für eine Versorgungssicherheit auch weiterhin konventionelle Kraftwerke nötig seien. Bei den Beschreibungen neuer Ansätze zur Energiegewinnung wird zudem der Streit darüber deutlich, ob Deutschland in Zukunft über eine große zentrale Form der Energiegewinnung – wie das Projekt Desertec – oder kleine, dezentral aufgebaute Formen versorgt werden soll. In diesem Streit treten auch neue Machtverteilungen und neue Machtkämpfe zutage, wobei die Einteilung in gute und schlechte Lobbyisten nach Ansicht der Autoren nicht mehr so klar zu ziehen ist. Eine zentrale Rolle in diesem Machtkampf spielten auch die Bürger, die frühzeitig in die Baupläne einzubeziehen seien, sodass die Energiewende auch neue Beteiligungsformen der Bürger erfordere. Hinsichtlich des Ausblicks sind die Autoren vorsichtig optimistisch. Sie halten die Umstände derzeit für günstig, allerdings gebe es immer noch großen Widerstand gegen die Energiewende. Damit diese gelingen kann, plädieren sie dafür, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren die wichtigen Strukturen von der Netzstruktur, der Speichertechnik für erneuerbaren Strom bis hin zur Energieeffizienz und Energieeinsparung aufgebaut werden. Des Weiteren treten sie für eine Zentralisierung der Entscheidungen in einem neu zu schaffenden Energieministerium ein. Schließlich bleibt noch die Frage, ob die Energiewende ausreicht, um zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem zu gelangen. Ihre Antwort: „Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass die Marktwirtschaft in ihrer gegenwärtigen Form langfristig nicht überlebensfähig ist – mit oder ohne Energiewende“ (176).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Hannes Koch / Bernhard Pötter / Peter Unfried: Stromwechsel. Frankfurt a. M.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35154-stromwechsel_42325, veröffentlicht am 25.10.2012. Buch-Nr.: 42325 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken