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Werner Ruf

Der Islam – Schrecken des Abendlands. Wie sich der Westen sein Feindbild konstruiert

Köln: PapyRossa Verlag 2012 (Neue Kleine Bibliothek 175); 129 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-89438-484-5
„Mit dem Ende der Sowjetunion ist […] die reale oder imaginierte Bedrohung ‚des Westens’ durch staatlich organisierte Akteure weggefallen.“ (7) Mit diesem Statement beginnt Werner Ruf seine provokative Schrift, in der er erläutert, wie die aus der Krise des Kapitalismus erwachsenden Ängste gegen Minderheiten instrumentalisiert werden. „Der Islam“ werde als neues Feindbild propagiert und verhelfe der NATO über einen „erweiterten Sicherheitsbegriff“ (52) zu neuer Legitimation. Um ein westliches „Wir“ zu konstruieren, bedürfe es zur Abgrenzung der „Anderen“, und darin liegt nach Ruf die Anziehungskraft von Huntingtons Theorie des Kampfes der Kulturen begründet, die für ihn „nichts Anderes als kulturalistisch verbrämter Rassismus“ (21) ist. Die nicht-westlichen Kulturen würden in ihrem fundamentalistischen Kern dargestellt, der den Herausforderungen der Moderne nicht gewachsen sei. Wie tief xenophobe Klischees unsere Selbstinterpretation beeinflussen, wird an aktuellen Diskursen gezeigt: Von Sarrazin über Henryk M. Broder und Ralph Giordano bis hin zu islamkritischen Postkarten und anti-islamischen Websites, Werner Ruf lenkt den Blick auf islamfeindliche Äußerungen und betitelt sein zehntes Kapitel mit „Islamhetze und ihre Akteure“ (80 ff.) – „Die extreme Rechte entdeckt die Freundschaft zu Israel“ (110 ff.) lautet die Überschrift zu Kapitel elf und im abschließenden zwölften Kapitel zeigt er auf, wie der „Kampf gegen die ‚Islamisierung’“ (122 ff.) den Populismus bedient und unterschwellig der „Schaffung einer autoritären und zunehmend gleichgeschalteten Gesellschaft“ (126) den Boden bereitet. So lautet sein gesellschaftskritisches Fazit: „Die Dämonisierung der ‚Anderen’ wird instrumentalisiert, um die Folgen der neo-liberalen Unordnung zu verschleiern und soziale und politische Rechte abzubauen.“ (127)
Karl-Heinz Breier (KHB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.23 | 2.25 | 2.35 | 2.37 | 4.3 | 4.41 | 4.22 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Karl-Heinz Breier, Rezension zu: Werner Ruf: Der Islam – Schrecken des Abendlands. Köln: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35146-der-islam--schrecken-des-abendlands_42312, veröffentlicht am 16.08.2012. Buch-Nr.: 42312 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken