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Erich G. Fritz (Hrsg.)

Zeitenwende in Japan? Hrsg. im Auftrag der Auslandsgesellschaft NRW

Oberhausen: Athena-Verlag 2011 (Forum Internationale Politik/Brückenschlag 7); 227 S.; brosch., 19,50 €; ISBN 978-3-89896-475-3
Die Aufnahme der deutsch-japanischen Beziehungen vor 150 Jahren mit dem Abschluss des Preußisch-Japanischen Freundschafts- und Handelsvertrages wurde 2011 zum Anlass genommen, in einem Sammelband Japans Situation vor allem aus politischer und wirtschaftlicher Perspektive zu betrachten. 17 Artikel wurden dazu von Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft verfasst, die teils nur die japanische Situation analysieren, häufig jedoch auch die Rolle Japans allgemein in den internationalen Beziehungen und gegenüber der EU oder speziell das Verhältnis zu Deutschland beleuchten. Der Herausgeber Stern weist eingangs darauf hin, dass sich zwar zuletzt der wirtschaftliche Austausch zwischen Deutschland und Japan verringerte, die Atomkatastrophe in Fukushima jedoch dazu führte, dass in Deutschland das Interesse an Japan wieder gestiegen ist. Dieses Thema steht zwar nur einmal als „Tagebuch einer Spendenaktion“ im Mittelpunkt eines Aufsatzes, spielt jedoch in vielen Beiträgen bei der Beschreibung der gegenwärtigen Situation in Japan eine wichtige Rolle. Der deutsche Botschafter in Japan Volker Stanzel schreibt z. B., dass in Japan aufgrund der wirtschaftlichen Probleme, der Verkrustung der lokalen Strukturen zwischen Politik, Verwaltung und Industrie sowie angesichts des Aufstieges Chinas eine generelle Vertrauenskrise herrscht, zu der dann noch die „Dreifachkatastrophe“ (28) 2011 mit Erbeben, Tsunami und Reaktorunfall hinzukam. Stanzel schildert, dass die japanische Bevölkerung hierin zunächst nur ein technisches Problem sah, das es zu bewältigen galt, bevor dann durch das Bekanntwerden des Ausmaßes der Katastrophe die Gegner der Atompolitik auf zwischen 60 bis 80 Prozent der Japaner anstieg. Stanzel ist jedoch trotz vieler Probleme nicht pessimistisch hinsichtlich der Frage, ob Japan den sozialen und politischen Herausforderungen, die aus der Katastrophe entstanden sind, gewachsen ist. Neben vielen weiteren lesenswerten Aufsätzen fehlen leider Beiträge zu den zentralen Japan und Deutschland verbindenden Themen. Dazu würde der demografische Wandel in Form einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft gehören, die dadurch häufig als nötig erachtete Einwanderungspolitik oder auch die Frage des Umgangs mit der Staatsschuldenkrise. Angesichts mancher, für den Nichtexperten doch eher weniger interessanten Beiträge wären diese Themen sicherlich von größerem Belang gewesen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 4.22 | 4.21 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Erich G. Fritz (Hrsg.): Zeitenwende in Japan? Oberhausen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35113-zeitenwende-in-japan_42261, veröffentlicht am 21.06.2012. Buch-Nr.: 42261 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken