Diss. Frankfurt a. M.; Begutachtung: M.-L. Recker, M. Gräser. – Wedel untersucht den Aufstieg der SPD zur Volkspartei „des ‚roten’ Hessen“ (3) in der Ära des SPD-Ministerpräsidenten Georg August Zinn, mit dem eine lange „Phase der kontinuierlichen politischen Dominanz der SPD“ (19) begann. Beschrieben werden die organisatorische und programmatische Entwicklung der Regierungspartei, das innerparteiliche Verhältnis der beiden Bezirke Nord- und Südhessen sowie deren inhaltliche Differenzen. Auch geht er auf die Rolle von Gewerkschaften und Verbänden als zuverlässige Unterstützerorganisationen für die SPD sowie das Verständnis der SPD als Gegenmodell zur Bundes-CDU beziehungsweise zur Bonner Kanzlerdemokratie ein. Wedel legt dar, welche grundlegenden Probleme die Landesregierung zu bewältigen hatte; Stichworte sind die Versorgung der Bevölkerung mit ausreichendem Wohnraum, der wirtschaftliche Aufbau sowie der eines demokratischen Schul- und Bildungswesens. Die Öffnung von Bildungswegen für möglichst viele Menschen habe sich zu einem Hauptanliegen der Regierung Zinn entwickelt. Mit dem Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft sei es für die SPD möglich geworden, sich zahlreiche Organisationen zu „Verbündeten“ (214) zu machen. Im Rahmen der jüngsten Zeitgeschichte ist besonders die Erkenntnis interessant, dass der Bezirksverband Hessen-Nord die staatliche Wiedervereinigung mit der DDR auf friedlichem Wege anstrebte. Wedel gelangt zu dem Fazit, dass sich die hessische SPD zu einer „gelungenen Vorreiterin volksparteilicher Ausrichtung“ entwickelt hat, der es gelang, die Bevölkerung zu überzeugen, „der sozialen Demokratie Gehör zu schenken“ (219). Mit seiner umfangreichen Analyse der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung legt Wedel eine informative Arbeit zur Erforschung der Geschichte Hessens vor, die „noch in ihren Anfängen“ (1) steckt.