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Boris Krause

Demografischer Wandel und verbandliche Interessenvermittlung. "Rente mit 67" und "Wet VPL" im Vergleich

Münster u. a.: Waxmann Verlag 2012 (Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart 8); 395 S.; brosch., 37,90 €; ISBN 978-3-8309-2418-0
Diss. Münster; Begutachtung: C. Frantz, R. Kleinfeld. – Die Entscheidung, das reguläre Renteneintrittsalter auf 67 Jahre zu verschieben, hat in Deutschland zu großen politischen Verwerfungen insbesondere zwischen Gewerkschaft und SPD geführt. Auch in den Niederlanden kam es infolge der Neuordnung der Rentenversicherung zu ähnlichen Entwicklungen. Dies nimmt der Autor zum Anlass, um für beide Länder vergleichend den Einfluss der Gewerkschaften auf die jeweilige Rentenpolitik zu untersuchen. Damit verbunden ist die generelle Frage nach der angesichts des abnehmenden Korporatismus in beiden Ländern noch verbliebenen gewerkschaftlichen Macht. Krause arbeitet gründlich die Positionen der beteiligten Akteure sowie ihre Strategien und Maßnahmen an den entscheidenden Stellen der Auseinandersetzung heraus. Basis sind neben Medienberichten offizielle Verlautbarungen, Positionspapiere, Interviews und Pressemitteilungen. Die Idee des Ländervergleichs trägt allerdings nur bedingt. So zeigen beide Fallstudien, dass die spezifische Konstellation der Beteiligten im jeweiligen politischen System einen entscheidenden Faktor für die Eröffnung bzw. Einschränkung von Handlungsoptionen darstellt. Diesen Befunden in einem longitudinalen Vergleich nachzuspüren, hätte interessante Ergebnisse insbesondere zur Entwicklung einzelner Akteure erwarten lassen. Jedoch kann der Autor zeigen, dass vornehmlich die niederländischen Gewerkschaften den notwendigen Spagat von stärkerer Konfliktorientierung und politischer Einflussnahme besser zustande brachten als ihre deutschen Kollegen. Teilweise liegt dies wiederum in den Spezifika der politischen Systeme begründet. Davon ausgehend schlägt Krause den Bogen zur Debatte um Gewerkschaften als intermediäre Organisationen. Die Befunde zeigen für beide Länder, dass gerade der Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Akteuren unumgänglich ist, um Erfolg zu haben. Durch diese Stärkung der Mitgliedschaftslogik kann die im Schwinden begriffene Einflusslogik zumindest kompensiert werden, wie vor allem der niederländische Fall eindrucksvoll zeigt.
Daniel Gerstenhauer (DG)
M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 | 2.263 | 2.331 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Daniel Gerstenhauer, Rezension zu: Boris Krause: Demografischer Wandel und verbandliche Interessenvermittlung. Münster u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35093-demografischer-wandel-und-verbandliche-interessenvermittlung_42237, veröffentlicht am 14.06.2012. Buch-Nr.: 42237 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken