Stephan Bierling, Professor für Internationale Politik an der Universität Regensburg, stellt übersichtlich und sehr gut lesbar das Leben desjenigen Mannes dar, der wie kein anderer die Geschichte Südafrikas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte. Dem Buch ist ein Zitat von Nelson Mandela vorangestellt. Hierin äußert dieser sich besorgt darüber, von der Außenwelt als ein Heiliger wahrgenommen zu werden, was er nie gewesen sei. Der Autor macht sich diese Sorge zur Richtschnur. „Den Mann aus Fleisch und Blut herauszuarbeiten“ (9), ist es, was er mit seiner Biografie bezwecken möchte. Im Anschluss an eine knappe Skizzierung der Jugendjahre beschreibt Bierling chronologisch die verschiedenen Etappen im politischen Leben von Nelson Mandela: die Zeit als Freiheits- und Untergrundkämpfer, den Rivonia-Prozess, die langen Jahre als Gefängnishäftling und schließlich die Phase als Verhandlungsführer und als Staatspräsident. Kritisch äußert sich der Autor über Mandelas innenpolitisches und außenpolitisches Wirken während dessen Präsidentschaft. Beispielweise habe er eher wie ein „Untergrundkämpfer“ und weniger als „der Präsident einer jungen Demokratie“ (110) gehandelt, als er korrupte ANC-Politiker deckte. Das Hofieren zweifelhafter Staatsmänner wie Muammar al-Gaddafi habe Mandelas eigener Aussage widersprochen, die südafrikanische Außenpolitik an den Menschenrechten orientieren zu wollen. Das Verdienst von Nelson Mandela sieht Bierling insbesondere in dessen Beitrag zur Versöhnung der südafrikanischen Gesellschaft. Wohlwollend urteilt er auch über dessen sozialpolitisches Engagement nach dem Rückzug aus der Politik. Zudem wirke er weiterhin als moralische Instanz in Südafrika fort.