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Susan Boos

Fukushima lässt grüßen. Die Folgen eines Super-GAUs

Zürich: Rotpunktverlag 2012; 271 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-85869-474-4
Die Autorin rekapituliert den Verlauf und die Folgen des Atomunfalls in Fukushima und wirft einen Blick auf die Szenarien für einen Ernstfall in Deutschland und der Schweiz. Boos hat für ihre Reportage zwei Reisen nach Japan unternommen, in deren Rahmen sie Gespräche mit Experten, Behördenvertretern, Vertretern von Tepco, aber auch mit Flüchtlingen geführt hat. Sie kritisiert, dass weite Teile der japanischen Bevölkerung im Verlauf der Katastrophe von Fukushima über die Vorgänge im Unklaren waren, während Tepco über die Freisetzung von Strahlung informiert gewesen sein müsse. Auch sei die wichtige Ausgabe von Jodtabletten durch die Behörden unterblieben. Kaum verwundert es daher, dass die Autorin berichtet, die Gemeinde Iitate habe ein eigenes Messgerät aufgestellt, „weil man den Messungen der Regierung nicht traue“ (51). Boos’ Bericht von ihrem Gespräch bei Tepco lässt die Leserin fassungslos zurück. Die Vertreter des Unternehmens geben offen zu, dass man nicht wisse, wie genau es um den Reaktor stehe: das Containment sei beschädigt, Brennelemente bereits tief in den Beton eingedrungen, undichte Stellen, an denen Wasser austrete, seien nicht zu lokalisieren. Die International Commission on Radiation Protection (ICRP) verlautbarte nach dem Unglück, dass die Bevölkerung in kontaminierte Gebiete zurückkehren könne, wenn die Strahlenbelastung 20 Millisievert pro Jahr nicht überschreite. Die ICRP legte denselben Richtwert vor Jahren auch für AKW-Mitarbeiter fest und Boos bemängelt, dass dieses Gremium sich selbst konstituiere und niemandem Rechenschaft schuldig sei. Zudem sitzen in ihm Vertreter der Atomwirtschaft. Strahlenschutzexperten hielten die ICRP-Richtwerte für viel zu hoch. Jedoch erinnert die Autorin auch daran, dass das älteste AKW Frankreichs an der Grenze zu Deutschland und auf dem Oberrheingraben steht, „der seismisch zu den aktivsten Gebieten Mitteleuropas gehört“ (157 f.). Auf Betreiben des BUND soll die Evakuierungszone um das AKW nun erweitert werden, von zehn auf 25 Kilometer – das beträfe allein auf deutscher Seite 453.000 Menschen.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 2.261 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Susan Boos: Fukushima lässt grüßen. Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34986-fukushima-laesst-gruessen_42086, veröffentlicht am 02.08.2012. Buch-Nr.: 42086 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken