Skip to main content
Richard Rickelmann

Tödliche Ernte. Wie uns das Agrar- und Lebensmittelkartell vergiftet

München: Econ 2012; 315 S.; kart., 18,- €; ISBN 978-3-430-20125-4
„Eine verantwortungslose Subventionspolitik hat in der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie Strukturen wuchern lassen, die fatale Parallelen zur Zockerei der Banken aufweisen“ (15), schreibt der Journalist Rickelmann. Um diese Strukturen geht es in seinem Buch. Er schreibt nicht nur über skandalöse Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft und Tierzucht, über die katastrophalen Folgen des Pestizideinsatzes auf Bananenplantagen oder die Verknappung fruchtbarer Äcker durch Anbau von Futtermittel und zur Gewinnung von Biosprit. Im Mittelpunkt steht das komplexe Verhältnis zwischen der Politik und einer mächtigen Agrarlobby. Als Profiteure der EU-Agrarsubventionen erweisen sich die großen Betriebe der Agroindustrie, die, so Rickelmann, ohne diese Finanzmittel gar nicht lebensfähig wären. Er blickt hinter die Kulissen eines undurchsichtigen Beziehungsgeflechts zwischen einer mächtigen Agrarlobby, scheinbar unabhängigen wissenschaftlichen Instituten, von der Gen- und Biotechnikbranche unterwanderten Zulassungsbehörden und Prüfstellen sowie einer machtlosen Politik. Eine Agrarwende, die eine Hinwendung zur kleinbäuerlichen Landwirtschaft vollziehen würde, ist nach Ansicht des Autors nicht absehbar. So wurde der Weltagrarbericht, der die Förderung der kleinbäuerlichen Produktion empfiehlt, nur von wenigen Staaten unterzeichnet, weil die „Gentechnik, die industrielle Landwirtschaft und der Weltagrarhandel […] zu kritisch bewertet worden [seien]. Bis heute fehlt unter dem Dokument […] auch die Unterschrift der deutschen Bundesregierung.“ (32) Hin und wieder wird Rickelmann in seiner Darstellung leicht polemisch und einzelne Kapitel tragen durchaus reißerische Überschriften. Insgesamt aber beschreibt er die Missstände in der Agrarpolitik in einem erstaunlich unaufgeregten Ton – die dargelegten Fakten, er bezieht sich auf verschiedene wissenschaftliche Studien und offizielle Quellen, sprechen für sich. Das Buch ist allen zu empfehlen, die sich einen Einblick in die vielschichtigen Zusammenhänge von Armut, Hunger, Agrarsubventionen und Überfluss verschaffen möchten.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.43 | 4.45 | 2.22 | 2.263 | 2.343 | 2.342 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Richard Rickelmann: Tödliche Ernte. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34984-toedliche-ernte_42083, veröffentlicht am 12.10.2012. Buch-Nr.: 42083 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken