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Freerk Huisken

Der demokratische Schoß ist fruchtbar... Das Elend mit der Kritik am (Neo-)Faschismus

Hamburg: VSA 2012; 229 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-89965-484-4
Die zentrale These des Autors lautet: „Demokraten aller Couleur können (Neo-)Faschisten nicht kritisieren, sondern nur verbieten“ (12), weil sie in vielen Teilen dieselben gesellschaftlichen Grundlagen besitzen. Dazu zählt Huisken Patriotismus, den er für nicht klar vom Nationalismus unterscheidbar hält, eine dem nationalen Erfolg verpflichtete Wirtschaft, ein als Ressource betrachtetes Staatsvolk und ein angebliches völkisches Bewusstsein der Bürger. Huisken weist damit nicht bloß auf Defizite in der Präventionsarbeit hin, wenn es um die Auseinandersetzung mit rechtsextremer Ideologie geht. Er unterstellt eine Wesensnähe der deutschen Demokratie, etwa wenn es um Parteiverbote geht: „Demokraten handhaben ihre Macht so totalitär gegen Neofaschisten, wie es die NPD erst anstrebt“ (29). Diese These versucht er auch anhand programmatischer Vergleiche zu belegen. Dass Menschenfeinde in Politikergestalt mit ihrer Volksverhetzung auch Menschenleben gefährden und daher auch verfolgt und bestraft werden können, will Huisken nicht erkennen. Er zeichnet das Bild einer repräsentativen Parteiendemokratie, in der unerwünschte Konkurrenz kriminalisiert werde. Mehr noch: Der „demokratische (Volks-)Nationalismus“ sei der „Sumpf“ (62), in dem faschistisches Denken gedeihe. Häufige Wiederholungen stärken dabei mitnichten die Argumentationskraft des Autors. Bezeichnend ist hierbei auch ein Interview mit einem Schüler, der stolz ist, Deutscher zu sein. Huisken versucht dabei nicht einmal, Standards der qualitativen Sozialforschung einzuhalten. Im Verlauf des Buches setzt er sich mit dem aktuellen Rechtsextremismus und Alltagsrassismus auseinander. Er kritisiert die Antifa für ihre „Parteinahme für die demokratische gegen die faschistische Variante bürgerlicher Herrschaft“ (124). Abschließend nennt er acht typische rechte Parolen und schlägt passende Gegenargumente vor. Dergleichen haben indes jene längst in überzeugenderer Form vorgelegt, die Huisken so kritisiert: Verfassungsschutz, Bundeszentrale für politische Bildung, aber auch Gewerkschaften und Bündnisse gegen Rechtsextremismus.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.37 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Freerk Huisken: Der demokratische Schoß ist fruchtbar... Hamburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34968-der-demokratische-schoss-ist-fruchtbar_42060, veröffentlicht am 19.04.2012. Buch-Nr.: 42060 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken