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Bernd Wagner (Hrsg.)

Jahrbuch für Kulturpolitik 2011. Band 11: Digitalisierung und Internet. Hrsg. Für das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V.

Essen: Klartext 2011; 498 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8375-0615-0
Das Jahrbuch versammelt 43 Beiträge von zum Teil renommierten Vertretern aus den verschiedenen Teilgebieten der Kulturwissenschaften und ‑politik. Der Schwerpunkt des Bandes, der die Panelbeiträge des 6. Kulturpolitischen Bundeskongresses wiedergibt, gilt der Frage nach den Auswirkungen der Entwicklungen im Internet für die Kultur und Kulturpolitik in der Bundesrepublik. Dabei finden sich in den sechs Großabschnitten des Bandes neben wissenschaftlichen Beiträgen immer auch Beispiele und Berichte aus der kulturpolitischen Praxis. So beschreibt z. B. Regina Franken‑Wendelstorf anschaulich die Einsatzmöglichkeiten von digitalen Medien in Museen und verweist dabei vor allem auf ein Projekt am Jüdischen Museum in Berlin. Christian Gries berichtet über die Nützlichkeit des Museumsportals München und Daniela Bamberger beschreibt das Social‑Media‑Marketing des Städel Museums in Frankfurt/Main. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive sind vor allem die Abschnitte „Digitalisierung als Herausforderung für Kulturpolitik“ (101 ff.) sowie das Kapitel zu Urheberrechtsfragen von Interesse. Bemerkenswert ist so beispielsweise der Beitrag von Thomas Krüger, der als Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung für eine umfassende Digitalisierung des öffentlichen Raums eintritt. In Anlehnung an die partizipativ‑dialogisch orientierten Plattformen des Social Webs skizziert er den aus seiner Sicht notwendigen Weg von einer „Leistungsbehörde“ zu einer „kollaborierenden Behörde“ (110). In diversen Beiträgen wird die Verunsicherung thematisiert, die mit der Digitalisierung der Gesellschaft im Allgemeinen und der Kulturpolitik im Speziellen einhergeht. Auch wenn theoretisch die Vorzüge eines Social‑Media‑Einsatzes auch in der Kulturpolitik gewürdigt werden, so werden doch auch immer wieder die Schwächen in der derzeit praktizierten Anwendung in einzelnen Kulturbereichen problematisiert. Beispielhaft kann dazu auf die Untersuchung von Raphaela Henze zur Web 2.0‑Nutzung an deutschen Theatern und Schauspielhäusern verwiesen werden. Insgesamt bietet das Jahrbuch mit seiner Vielfalt an Beiträgen wichtige Denkanstöße, die einem bewusst werden lassen, dass die Digitalisierung der Gesellschaft ein umfassendes Phänomen darstellt, das auch und gerade nicht vor der Kulturpolitik haltmacht. Etliche Beiträge sind mit zwei bis fünf Seiten vergleichsweise kurz, sprachlich erfrischend und bildlich geschrieben.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 2.343 | 2.333 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2011. Essen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34939-jahrbuch-fuer-kulturpolitik-2011_42014, veröffentlicht am 29.03.2012. Buch-Nr.: 42014 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken