Skip to main content
Uwe Soukup / Karl Heinz Roth / Karl-Heinz Dellwo

Der 2. Juni 1967

Hamburg: LAIKA Verlag 2010 (Bibliothek des Widerstands 1); 101 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-942281-70-6
Der Laika-Verlag gibt eine neue Reihe mit dem Titel „Bibliothek des Widerstands“ heraus, in der bedeutende historische Ereignisse oder Personen des linken Widerstands analysiert werden. Der erste Band aus dieser Reihe beschäftigt sich mit dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967, der von dem Polizisten Karl-Heinz Kurras während der Demonstrationen gegen das iranische Schah-Regime in Berlin erschossen wurde. Die Einleitung der Herausgeber stellt den gesellschaftlichen Kontext dazu knapp da, führt jedoch leider nicht weiter in die Reihe oder in die weiteren Beiträge des Bandes ein. Neben der Tatsache, dass der 2. Juni 1967 zweifellos ein bedeutendes Ereignis für den linken Widerstand in der deutschen Nachkriegsgeschichte darstellt – und dieses Ereignis insofern in dieser Reihe nicht fehlen darf – lassen die Beiträge von Soukup und Dellwo zudem erkennen, dass die Enthüllung 2009, dass Kurras ein Stasi-Mitarbeiter gewesen war, ein wesentliches Motiv für die Beiträge gewesen sein dürfte. Damit, so schildert es Soukup, sei eine Sternstunde der Konservative gekommen, denn durch diese Enthüllung habe der Sinn der Studentenbewegung in Zweifel gezogen werden und die gesamte Bewegung delegitimiert werden können. Dass die dahinterstehende Annahme, es handele sich bei dem Tod von Ohnesorg um einen Stasiauftrag, jedoch vollkommen unplausibel ist, zeigt Soukup anhand einer detaillierten Rekonstruktion der Ereignisse des 2. Juni 1967 und mit Hilfe von Augenzeugenberichten, wobei manches Mal die notwendige Sorgfalt bei der Quellenangabe vermisst werden kann. Für Soukup spricht nichts dafür, dass Kurras aus Notwehr gehandelt hat, weshalb er jedoch damals vom Gericht freigesprochen wurde. In einem weiteren Text von Dellwo wird die Reaktion der Konservativen auf die Enthüllung von Kurras als Stasi-Mitarbeiter so gedeutet, dass sie sich wie schon mit dem damaligen Freispruch für Kurras selbst von ihrer Nazivergangenheit freisprechen wollen. Dieser Freispruch wie auch die aktuelle Enthüllung über Kurras müssten als ein Beleg der Unschuld gelten. Dagegen macht Dellwo geltend, dass die Studentenbewegung notwendig gewesen sei, um mit dieser faschistischen Vergangenheit zu brechen wie die Bewegung auch Ausdruck einer „Rückkehr des geschichtlich nicht zu zerstörenden Bedürfnisses nach befreiten Menschen“ (84) gewesen sei. Die Stoßrichtung der in diesem Buch dargelegten Argumente wird damit deutlich. Die Bedeutung der 68er-Bewegung wird hervorgehoben wie auch Ereignisse des 2. Junis 1967 in aller Klarheit beschrieben werden. Der Neuigkeitswert für Kenner der damaligen Zeit dürfte jedoch gering sein. Dem Buch beigefügt ist zudem eine DVD mit längeren Dokumentationen zu den Ereignissen des 2. Juni 1967.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.313 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Uwe Soukup / Karl Heinz Roth / Karl-Heinz Dellwo: Der 2. Juni 1967 Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34929-der-2-juni-1967_42000, veröffentlicht am 16.05.2012. Buch-Nr.: 42000 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken