Alterität und Anerkennung
Der philosophische Diskurs über den Begriff der Anerkennung erlebt nicht nur mit den modernen Theorien der Gerechtigkeit eine Renaissance. Die Anerkennung der Subjekte als wechselseitige Bejahung des Miteinanderlebens in einer menschlichen Gemeinschaft ist eine Grundfrage des Politischen, beständig aktualisiert nicht nur bei Fragen der Integration von religiösen, ethnischen oder kulturellen Minderheiten. Die vollzogene oder verweigerte Anerkennung des Gegenübers bildet u. a. die Basis für Rechtfertigungsstrategien im sozialen Miteinander. Die Anerkennung des Anderen als Konstitution von Rechtspersonen im Sinne Kants und Hegels kann Rechte und Pflichten innerhalb eines Staates begründen. Dabei drückt das Wortspiel von Alterität und Anerkennung den identitären Wechsel von dem Eigenen und dem Anderen aus. Die Autoren des Sammelbandes durchdenken beide Begriffe in vielerlei Facetten. Sie graben nicht nur nach den ideenhistorischen Wurzeln der Anerkennungstheorie bei Hegel, sondern diskutieren auch deren moderne Rezeptionslinien, z. B. im Kampf um Anerkennung bei Honneth oder den Praktiken des Anerkennens bei Levinas und Derrida. Die Summe der Beiträge spiegelt die moderne Forschungsdiskussion im Rahmen der Kultur- und Sprachphilosophie sowie der politischen Ethik wider. Es fehlt allein ein Resümee der Herausgeber als Einleitung oder Abschluss einer Vielzahl von Assoziationen aus Anders- und Eigenheit, Sprache und Gabe, Konflikt und Grenzen der Anerkennung.