Die Weimarer Staatsrechtsdebatte spielte bis in die frühe Bundesrepublik hinein eine Rolle. Gangl ordnet die Debatte zunächst in ihren historischen Kontext ein und skizziert dazu die wichtigsten Tagungen der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch wenn eine scharfe Trennung der Positionen dieser Akteure schwierig bleibt, unterscheidet Gangl zwischen Positivisten und Antipositivisten. Gleichzeitig aber zeigt er, dass eine Stilisierung der Vertreter dieser Strömungen als Demokraten und Antidemokraten nicht tragfähig sein kann – die Nachkriegsdebatte in der Bundesrepublik habe Weimar mit dieser Polarisierung zu eigenen Zwecken instrumentalisiert. Zum gleichen Ergebnis kommt van Ooyen, wenn er darauf hinweist, dass die Weimarer Republik keineswegs nur ein „Laboratorium radikaler Kräfte war“ (239), sondern auch die Zeit bedeutender demokratischer Denker. Beispielhaft stellt er in diesem Zusammenhang Gustav Radbruch neben Richard Thoma und Hans Kelsen. Besonders Kelsens Konzept der Verfassungsgerichtsbarkeit sei zur institutionellen Blaupause des demokratischen Rechtsstaates in einer pluralistischen Gesellschaft geworden. Es nimmt Wunder, so van Ooyen weiter, dass zu dieser Zeit nur Carl Schmitt die Implikationen von Kelsens Konzept deutlich verstanden habe. Den Gegensatz zwischen Kelsen und Schmitt vertieft Neumann insbesondere mit Blick auf seine Beiträge zum Staats- und Völkerrecht. Die Aufsatzsammlung bietet insgesamt einen verständlichen und spannenden Überblick über die Konfliktlinien dieser grundlegenden Diskussion und vermittelt einen nachhaltigen Einblick in das Staatsverständnis maßgebender Akteure der Weimarer Republik.