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Gerd Ulrich Bauer

Auswärtige Kulturpolitik als Handlungsfeld und "Lebenselixier" Expertentum in der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik und der Kulturdiplomatie

München: iudicium 2010; IV, 279 S.; kart., 28,- €; ISBN 978-3-86205-015-4
Diss. phil. TU Chemnitz; Begutachtung: J. Straub, G. Berkenbusch, T. Pinheiro. – Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) der Bundesrepublik Deutschland hat sich in den vergangenen 40 Jahren zu einem Forschungsfeld von Soziologen und Politologen entwickelt. Das Gros der einschlägigen Forschungsliteratur fokussiert indes die Meso-Ebene. Gefragt wird nach den Zielvorgaben kollektiver Akteure wie dem Auswärtigen Amt oder den Goethe-Instituten. Individuelle Akteure, ihre Alltagstheorien und Strategien werden hingegen kaum beachtet. Diese Forschungslücke versucht Bauer in dieser Arbeit mit einem akteurzentrierten Ansatz, der sich den Experten und Praktikern der AKBP zuwendet, partiell zu schließen. Bauer behandelt diese nicht lediglich als Informanten, sondern als Subjekte, die vor dem Hintergrund spezifischer „individuell-biographischer Lebenswelten“ (15) und innerhalb eines bestimmten überindividuellen institutionellen Rahmens reflexiv handeln. In den Blick genommen werden Bildungs- und Berufsverläufe, institutionelle Karrieren und die Erfahrungsräume von ausgewählten Repräsentanten des Auswärtigen Dienstes. Der empirische Teil der Arbeit basiert auf narrativen Interviews mit drei ehemaligen Kulturabteilungsleitern des Auswärtigen Amtes, die Bauer a priori als Experten für das untersuchte Handlungsfeld bestimmt. Seine Untersuchung ihrer Selbst- und Fremdthematisierungen lässt jenseits der unterschiedlichen Karrierewege und Sozialisationen einen „allgemeinen, schematischen Typus“ erkennen. Bauer beschreibt ihn als „den eines aus ideellen, selbstlosen Motivationen bewusst handelnden Akteurs, der sich zu gesellschaftlich-politischen Institutionen verhält und diese aktiv nutzt: für die Verfolgung überindividueller und ideeller Ziele, zugleich jedoch auch für die Ausgestaltung der eigenen Karriere“ (181). Angesichts dieses Fazits darf nicht vergessen werden – und Bauer selbst weist zu Recht explizit darauf hin –, dass es sich dabei nicht um das interpretative Ergebnis eines Handlungsverstehens, sondern (lediglich) um das Resultat eines Redeverstehens handelt.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.21 | 2.31 | 2.322 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Gerd Ulrich Bauer: Auswärtige Kulturpolitik als Handlungsfeld und "Lebenselixier" München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34758-auswaertige-kulturpolitik-als-handlungsfeld-und-lebenselixier_41782, veröffentlicht am 29.03.2012. Buch-Nr.: 41782 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken