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Sybille Höhe

Religion, Staat und Politik in Japan. Geschichte und zeitgeschichtliche Bedeutung von Sōka Gakkai, Kōmeitō und Neuer Kōmeitō

München: iudicium 2011; 233 S.; kart., 34,- €; ISBN 978-3-86205-025-3
Politikwiss. Diss. Marburg; Begutachtung: M. Pye, E. Franke – Das Hauptanliegen der Autorin liegt darin, zur Religionsgeschichte Japans beizutragen. Dafür analysiert Höhe die Entwicklung der Sōka Gakkai anhand von Sekundärquellen und eigenständig durchgeführten Interviews. Dass dieser Beitrag auch aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive von Bedeutung ist, hängt mit der besonderen Verbindung von religiösen und politischen Aspekten der Sōka Gakkai zusammen. Diese sich auf traditionelle buddhistische Lehren beziehende religiöse Gemeinschaft bezeichnet die Autorin als eine neue religiöse Bewegung, die nach dem Zweiten Weltkrieg den stärksten Zulauf aller Neuen Religionen in Japan hatte. Ein spezifisches Charakteristikum dieser Bewegung sei ihre weltliche Ausrichtung, wodurch die religiösen Ziele eine politische Dimension erhielten. Diese Verquickung von Politik und Religion sorge bis heute in Japan für zahlreiche Kontroversen, da die japanische Verfassung so ausgelegt werden könne, dass eine Trennung dieser beiden Bereiche vorgeschrieben sei. Die Autorin zeichnet nun verschiedene historische Phasen der Sōka Gakkai nach, wobei immer wieder die politische Dimension hervorgehoben wird. In einer ersten Phase nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Sōka Gakkai noch selbst erfolgreich an politischen Wahlen beteiligt. In den 60ern-Jahren wurde von ihr dann die politische Partei Kōmeitō gegründet, die als verlängerter politischer Arm der Sōka Gakkai habe gelten können. Dies lasse sich u. a. aufgrund der personellen Verbindungen und der inhaltlichen Überschneidungen belegen. Der politische Erfolg der Kōmeitō ging so weit, dass sie zur drittstärksten Partei Japans aufstieg. Der Erfolg habe dabei nicht zuletzt aus dem abnehmenden Ansehen der anderen Parteien und der Selbstinszenierung der Kōmeitō als „moralische Kämpfer“ (39) resultiert. Mit diesem Aufstieg sei nach Höhne jedoch eine zunehmende Abspaltung der politischen Partei von der religiösen Glaubensrichtung einhergegangen. Diese sei noch verstärkt worden durch die Neugründung der Partei als Neue Kōmeitō, die bis 2009 in Japan als kleiner Koalitionspartner innerhalb von Regierungen eine zentrale Rolle gespielt habe. Als Fazit könne festgehalten werden, dass sich zwar bis heute Verbindungen zwischen Sōka Gakkai und Neuer Kōmeitō aufzeigen ließen, doch insgesamt könne ein Prozess der kontinuierlichen Abnahme des Einflusses der religiösen Organisation festgestellt werden.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Sybille Höhe: Religion, Staat und Politik in Japan. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34757-religion-staat-und-politik-in-japan_41781, veröffentlicht am 22.03.2012. Buch-Nr.: 41781 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken