Skip to main content
David Templin

"Lehrzeit – keine Leerzeit!" Die Lehrlingsbewegung in Hamburg 1968-1972

Hamburg: Dölling und Galitz Verlag 2011 (Hamburger Zeitspuren 9); 196 S.; brosch., 10,- €; ISBN 978-3-86218-018-9
Geht es um die politischen Unruhen der 60er-Jahre, wird zumeist auf die Studentenbewegung verwiesen. Dass jedoch noch andere politische Bewegungen in dieser Zeit eine Rolle spielten, zeichnet Templin nach. Er beschäftigt sich mit der Lehrlingsbewegung in Hamburg in den Jahren 1968 bis 1972, die in der Forschung bisher vernachlässigt worden sei. Deshalb ist es auch der Anspruch des Autors, „das vorherrschende Bild von den Orten und Subjekten der 68er-Revolte in Teilen zu korrigieren“ (12), da es sich hierbei „um eine gesamtgesellschaftliche Krise der Autorität handelte, die über Lehrlinge und junge Arbeiter und Angestellte auch die Betriebe erfasste“ (151). Im ersten Kapitel legt Templin den Kontext Ende der 60er-Jahre dar, aus dem sich die Entstehungsbedingungen der Lehrlingsbewegung ergaben. Templin unterteilt seine Darstellung der Lehrlingsbewegung auf der Grundlage zeitgenössischer Schriften und Quellenmaterials sowie der Auswertung von Presseberichten dann in drei Phasen. Für die erste Phase von 1968 bis 1969 beschreibt er die Herausbildung der Bewegung mit ihren ersten Protestaktionen und ihrem sich bildenden Diskurs, der sich um die Kritik an der Berufsausbildung drehte. Faktoren, die zu der Bildung der Bewegung führten, waren dem Autor zufolge die „Veränderung der sozialen Zusammensetzung der außerparlamentarischen Protestbewegung seit den Osterunruhen 1968, die Hinwendung der Studentenbewegung zur Mobilisierung der ‚Arbeiterjugend‘ und die Radikalisierung der Gewerkschaftsjugend im Zuge der 68er-Bewegung“ (11). Für die zweite Phase von 1970 und 1971 wird die Konsolidierung der Bewegung beschrieben, für die dritte – beginnend in Hamburg im Jahre 1971 und bundesweit 1972 – ihr Niedergang analysiert. Neben anderen Gründen waren hierfür nach Ansicht des Autors die zunehmenden Fraktionskämpfe innerhalb der Bewegung zentral, die sich seit Beginn in einem Spannungsfeld zwischen der außerparlamentarischen Opposition (APO) und den Gewerkschaften befunden habe. Wenn Templin die Lehrlingsbewegung in den größeren Zusammenhang der Protestformen der 60er-Jahre einordnet, erwähnt er auch die Unterschiede zur Studentenbewegung – die Lehrlingsbewegung sei in ihren Protestaktionen harmlos gewesen und habe sich lediglich auf eine Verbesserung der Ausbildung konzentriert.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.313 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: David Templin: "Lehrzeit – keine Leerzeit!" Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34732-lehrzeit--keine-leerzeit_41748, veröffentlicht am 12.04.2012. Buch-Nr.: 41748 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken