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Heiner Minssen

Arbeit in der modernen Gesellschaft. Eine Einführung

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2012 (Studientexte zur Soziologie); 213 S.; brosch., 19,95 €; ISBN 978-3-531-17211-8
Minssens Lehrbuch dient im weitesten Sinne als Einführung in die Disziplin der Arbeits- und Industriesoziologie, fokussiert hier jedoch vor allem auf den Wandel von Erwerbsarbeit im Rahmen gesellschaftlicher Veränderungsprozesse. Wurden der Gegenwartsgesellschaft bereits zahlreiche soziologische Stempel aufgedrückt – von der Risiko- über die Dienstleistungs- zur Wissensgesellschaft –, so zieht der Autor den Begriff des Finanzmarkt-Kapitalismus als Rahmen seiner Darstellung vor. Dies geschieht nicht, weil Letzterer die moderne Gesellschaft umfassend und bis in den letzten Winkel charakterisiert, sondern „weil das Begreifen der modernen Gesellschaft als Finanzmarkt-Kapitalismus besonders geeignet erscheint, die Veränderungen in der Arbeitswelt zu erklären“ (11). Darüber hinaus haben sich die Annahmen, wie das im Zentrum kapitalistischer Ökonomien stehende Transformationsproblem (das Problem der Transformation von Arbeitskraft in produktive Arbeit) am besten zu bewältigen sei, mit dem Finanzmarkt-Kapitalismus grundlegend gewandelt. Nach einer Einführung in die Entwicklung des Finanzmarkt-Kapitalismus diskutiert Minssen unter anderem die Flexibilisierung von Erwerbsarbeit, neue Formen von Partizipation und schlanker Produktion, die Subjektivierung von Arbeit und die Entstehung des sogenannten Arbeitskraftunternehmers sowie neue Ausbildungs- und Karrierepfade. Im letzten Kapitel werden zudem die Konsequenzen solcher Entwicklungen für die betriebliche Mitbestimmung diskutiert. Hier zeigt der Autor, dass mit den Veränderungsprozessen eine neue Form von Betriebsräten auf dem Vormarsch ist, die sich weniger ihren Mitgliederinteressen im klassischen Sinne als vielmehr dem Wohl ihres Unternehmens im Sinne von Co-Managern verpflichtet sehen. Deutlich wird, dass es sich hier zum Teil zwar um notwendige Anpassungsleistungen handelt, die allgegenwärtigen Vermarktlichungsprozesse aber mindestens ebenso viele Gefahren beherbergen, indem sie zum einen den Unternehmensbezug von Arbeit und ökonomischen Entscheidungen schwächen, zum anderen versuchen, Prozesse zu quantifizieren, die sich nicht immer quantifizieren lassen, weil ihre Produktivität letztlich nur an qualitativen Kriterien gemessen werden kann – man denke nur an das Beispiel der zunehmenden Ökonomisierung von Forschung und Lehre in den Hochschulen.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.342 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Heiner Minssen: Arbeit in der modernen Gesellschaft. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34682-arbeit-in-der-modernen-gesellschaft_41686, veröffentlicht am 05.04.2012. Buch-Nr.: 41686 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken