Als am 11. September 1973 das Militär unter General Pinochet in Chile putschte, ging die Nachricht über die Verschleppung und Ermordung tausender Anhänger der gestürzten Allende-Regierung um die Welt und löste eine Welle der Solidarität mit den Opfern aus. In Münster, wie auch in vielen anderen Städten der Bundesrepublik, entstand eine breite Solidaritätsbewegung, die bis zum Ende der Diktatur 1989 kontinuierlich gegen die massiven Menschrechtsverletzungen protestierte, sich für die Opfer des Militärregimes einsetzte und zusammen mit in Münster lebenden Exilchilenen die politische Opposition in Chile unterstützte. Mit den Aktivitäten der Chile-Solidarität in Münster von 1973 bis 1989 haben sich Studierende der Universität Münster 2011 im Rahmen einer Ausstellung beschäftigt, um zu zeigen „dass ein solidarisches Engagement […] für Opfer vor staatlichen Repressionen in anderen Teilen der Welt durchaus Erfolge aufweisen kann“ (7). Sie wird in diesem Fotoband dokumentiert, der eine Reihe von Abbildungen von originalen Objekten der Zeit wie Plakate und Flugblätter enthält, aber auch Kunsthandwerk mit politischem Inhalt zeigt, wie etwa Wandbehänge, sogenannte Arpilleras. Die Träger und Aktionen der Chile-Solidarität und die besondere Rolle der evangelischen und katholischen Studentengemeinden stehen im Zentrum der Betrachtung. Zudem werden die Hintergründe des Militärputsches in Chile, die Rolle der chilenischen katholischen Kirche für die Verteidigung der Menschenrechte sowie die Beziehungen zwischen Chile und der Bundesrepublik beleuchtet, um den historischen Kontext und die transnationalen Bezüge der lokalen Bewegung zu verdeutlichen. Die Ursachen für den Putsch von 1973, der eine vergleichsweise lange Zeit politischer Stabilität und weitgehend demokratischer Verhältnisse in Chile beendete, seien laut Silke Hensel vor allem im Inneren der Gesellschaft zu suchen. Dabei habe die vom Kalten Krieg geprägte Vorstellung, die chilenische Nation sei vom Kommunismus bedroht, eine wichtige Rolle gespielt.