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Ludwig Siep / Thomas Gutmann / Bernhard Jakl / Michael Städtler (Hrsg.)

Von der religiösen zur säkularen Begründung staatlicher Normen. Zum Verhältnis von Religion und Politik in der Philosophie der Neuzeit und in rechtssystematischen Fragen der Gegenwart

Tübingen: Mohr Siebeck 2012; 336 S.; Ln., 69,- €; ISBN 978-3-16-150642-0
Der Sammelband ist aus einer Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik in den Kulturen der Moderne und Vormoderne“ und den von den Herausgebern Gutmann bzw. Siep geleiteten Forschungsprojekten „Normenbegründung im pluralistischen Staat“ bzw. „Der Staat als weltliches Absolutes in der politischen Philosophie der Neuzeit“ hervorgegangen. Entsprechend des multidisziplinären, aber im Grundsatz dennoch binär strukturierten Ansatzes ist auch der Band selbst im Wesentlichen in zwei Teile gegliedert: Im philosophisch-historischen Teil werden zunächst in drei Schritten anhand von jeweils zwei prominenten Denkern (Thomas von Aquin und Wilhelm von Ockham, Thomas Hobbes und John Locke, Immanuel Kant und Georg Wilhelm Friedrich Hegel) die Diskussions- und Transformationsprozesse untersucht, denen die Legitimationsgrundlagen staatlicher Normsetzung und die Begründungen subjektiver (Menschen-)Rechte ausgesetzt waren und sind. Dabei profitiert die Darstellung von der auch später beibehaltenen Entscheidung, jeweils zwei Referenten einzusetzen, weil auf diese Weise auch Spannungen und Konflikte verdeutlicht werden. Letzteres gilt gleichermaßen für den zweiten Teil des Buches, in dem tiefgreifende juristische Grundprobleme in klarer Form und mit durchaus prägnanten Thesen angesprochen und dabei sowohl der Kontakt zu konkreten innerjuridischen Diskursen wie zu allgemeineren philosophischen Debatten aufrechterhalten werden. Gerade aus der Entgegensetzung der unterschiedlichen Fachperspektiven, aber auch aus der – nicht einheitlich verstandenen und durchgeführten – Ergänzung durch Korreferate entsteht so ein interessanter Überblick zu der übergreifenden Frage nach der Möglichkeit nicht- oder postreligiöser Begründungs- und Legitimationselemente. Nicht ganz in dieses klare Schema passt der der beschriebenen Zweiteilung vorangestellte Aufsatz von Robert Audi, der allerdings als solcher überaus lesenswert ist und – ebenso wie die zusammenfassende Einleitung – sinnvoll und anregend in die Gesamtthematik einführt.
Steffen Augsberg (AU)
Prof. Dr., Professur Öffentliches Recht, Justus-Liebig-Universität Gießen.
Rubrizierung: 5.3 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Steffen Augsberg, Rezension zu: Ludwig Siep / Thomas Gutmann / Bernhard Jakl / Michael Städtler (Hrsg.): Von der religiösen zur säkularen Begründung staatlicher Normen. Tübingen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34638-von-der-religioesen-zur-saekularen-begruendung-staatlicher-normen_41623, veröffentlicht am 14.06.2012. Buch-Nr.: 41623 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken