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Natalia Hankel

Rechtsextremer Osten? Zur Lage in Russland, der Ukraine und Polen

Marburg: Tectum Verlag 2011; 157 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2696-0
Masterarbeit Deutsche Hochschule der Polizei Münster; Begutachtung: J. Kersten. – Im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2012 wird in den Medien vielfach auf den Rechtsextremismus in den Gastgeberländern Polen und Ukraine hingewiesen. Diese Problematik greift Hankel auf und fragt, inwiefern sich die rechtsextremen Szenen in Russland, der Ukraine sowie in Polen untereinander sowie mit der in Deutschland vergleichen lassen. In länderspezifischen Kapiteln analysiert sie unter anderem die Gesetzeslage, den Fortschritt der demokratischen Transformation, politisch-kulturelle Einstellungen und die Entwicklung der Zivilgesellschaft. Detailreich listet Hankel rechtsextreme Gewalttaten auf und informiert über die gesellschaftliche Verankerung rechtsextremer Gruppen im jeweiligen Land. Der Rechtsextremismus in Osteuropa sei, so Hankel, ein Nebenprodukt der beschleunigten gesellschaftlichen Modernisierung nach 1991 und der damit einhergehenden sozioökonomischen Verwerfungen. Dabei verfüge Russland über die größte rechtextreme Szene, die gleichzeitig auch die gewalttätigste sei. Dass eine relative Mehrheit der Russen rechten Parolen wie „Russland den Russen“ (40) zustimme und Antisemitismus zu den Konstanten in der russischen Gesellschaft zähle, kritisiert die Autorin. Sie stützt ihre Aussagen auf die Analyse diverser Statistiken und Ergebnisse von Umfragen, die seit 1991 durchgeführt worden sind. In allen drei Ländern sei die Gesetzeslage oft ausreichend, die Durchsetzung der Gesetze und die Verfolgung rechtsextremer Straftaten finde jedoch meist nicht ausreichend statt. Zwar stellt Hankel wesentliche Gemeinsamkeiten bei den drei Untersuchungsländern fest, dennoch hält sie die Situationen für sehr heterogen und einen Vergleich nur bedingt für sinnvoll. Es ist ihr Verdienst, dass sie die vorhandenen Daten und Erkenntnisse in einen Zusammenhang gesetzt und ein differenziertes Bild vom Rechtsextremismus in Osteuropa und seinen politischen und kulturellen Hintergründen gezeichnet hat.
Marcel Lewicki (LEW)
Student der Politikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rubrizierung: 2.222.232.252.612.62 Empfohlene Zitierweise: Marcel Lewicki, Rezension zu: Natalia Hankel: Rechtsextremer Osten? Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34621-rechtsextremer-osten_41604, veröffentlicht am 29.03.2012. Buch-Nr.: 41604 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken