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Andreas Herberg-Rothe / Jan Willem Honig / Daniel Moran (Hrsg.)

Clausewitz. The State and War

Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2011 (Staatsdiskurse 17); 163 S.; 32,- €; ISBN 978-3-515-09912-7
Carl von Clausewitz wird in der Politikwissenschaft und ihren Nachbardisziplinen fast ausschließlich als Kriegstheoretiker diskutiert. Sein Denken über die Interdependenz von Staat und Krieg ist dagegen bis heute kaum reflektiert worden. Diese Forschungslücke möchten die Autoren des Sammelbandes schließen. Während die wichtigsten Clausewitz-Interpreten zur Zeit des Ost-West-Konfliktes und der damit verbundenen virulenten Bedrohung eines atomar geführten Weltkrieges hervorhoben, dass Clausewitz von einem Primat der souveränen staatlichen Entscheidung über Krieg und Frieden ausgehe, machen die Autoren insbesondere anhand der Analyse von Briefen und wenig bekannten Schriften des preußischen Generals darauf aufmerksam, dass er über das Verhältnis von Krieg und Gewalt auf der einen sowie Staatlichkeit und Politik auf der anderen Seite wesentlich komplexer nachdachte als es diese nach wie vor gängigen Interpretationen suggerieren. So argumentiert beispielsweise Antulio J. Echevarria II in seinem Beitrag, dass Clausewitz in seiner Theorie des Krieges von einer Dreifaltigkeit von hochdynamischen Kräften ausging. Demnach entschieden für Clausewitz, so die These des Forschungsdirektors des Strategic Studies Institute des United States War College, die Politik, die Wahrscheinlichkeit der Siegchancen und der Grad der Feindseligkeit bzw. ihre Pendants Regierung, Militär und Volk gleichberechtigt über die Art und Weise der Kriegsführung. Clausewitz‘ Theorie des Krieges auf das Diktum vom Primat des Staates beziehungsweise der politischen Entscheidung in Fragen des Krieges zu reduzieren sei folglich eine unhaltbare Vereinfachung. Besondere Erwähnung hat außerdem der abschließende Beitrag von Andreas Herberg-Rothe verdient. Im Anschluss an die genannte Clausewitz’sche Dreifaltigkeit aus Regierung, Militär und Volk entwirft der Politologe das Konzept des „demokratischen Kriegers“ (149), der die Werte einer liberal-demokratischen Gesellschaft und die traditionellen soldatischen Ideale von Loyalität, Mut und Aufopferungsbereitschaft auf sich vereinigen soll.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.33 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Andreas Herberg-Rothe / Jan Willem Honig / Daniel Moran (Hrsg.): Clausewitz. Stuttgart: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34580-clausewitz_41546, veröffentlicht am 27.01.2012. Buch-Nr.: 41546 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken