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Peter Cornelius Mayer-Tasch

Jean Bodin. Eine Einführung in sein Leben, sein Werk und seine Wirkung. Mit einer Bibliographie zum geistes- und sozialwissenschaftlichen Schrifttum über Bodin zwischen dem Jahr 1800 und dem Jahr 2010

Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2011; 123 S.; 2. überarb. Aufl.; 22,- €; ISBN 978-3-515-09898-4
Gerade in einer Zeit, in der die nationalstaatlich verfasste Souveränität als Problemlösung für – potenzielle – Gewaltkonflikte immer mehr infrage gestellt wird, kann die Debatte an Jean Bodin eigentlich nicht vorbeigehen. Er hat dieses historisch so erfolgreiche Konzept monopolisierter Exekutivmacht – neben Thomas Hobbes und gegen die Monarchomachen seiner Zeit – entscheidend mit geprägt. Insofern ist die kurze und präzise gefasste Einführung von Mayer-Tasch ein wichtiges, ja ein notwendiges Buch, auch und gerade vor dem Hintergrund politikwissenschaftlicher Gegenwartsdiagnostik. Mayer-Taschs Dreischritt aus historischer Kontextualisierung, politisch-philosophischer Rekonstruktion des Werkes und Einschätzung der Wirkungsgeschichte lässt als Überblick über Bodins Werk – dabei vornehmlich über die „Six livres de la république“ (1576) – mit seiner kompakten Form der Darstellung und mit Blick auf die Zugänglichkeit für Leser, die sich bislang nicht einem Studium der „fürstlichsten Wissenschaft von allen“ (25) verschrieben haben, keinen Wunsch offen. Hinsichtlich der „Fortwirkung“ der politischen Theorie Bodins konzentriert sich Mayer-Tasch neben der „Inneren Souveränität“ auch auf die „Äußere Souveränität“, deren theoretische Entwicklung er bei Bodin als insgesamt reifer und avancierter einschätzt. „Mit der Erhebung der inneren und äußeren Unabhängigkeit zum Kriterium souveräner Staatlichkeit wurde die Rechtsgleichheit aller kraft empirischen Befundes als souverän (an)erkannter Staaten zum Grundtatbestand der sich nun allmählich entwickelnden Völkerrechtsgesellschaft.“ (49) Und auch wenn dieses Souveränitätskonzept angesichts weltstaatlicher oder zumindest doch supranationaler Entwicklungen in Teilen anachronistisch geworden ist, so funktioniert Weltpolitik grosso modo immer noch entlang nationalstaatlicher Interessenlinien. Dass im Austrag solcher divergierender Interessen, die im 21. Jahrhundert sicher noch zunehmen werden, Frieden und Toleranz gewahrt bleiben, war – das sollte nicht vergessen werden – eines der Kernanliegen Bodins, auch wenn seine Theorie zur Erklärung dieser komplizierter gewordenen Staatenwelt nicht mehr ausreicht.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Peter Cornelius Mayer-Tasch: Jean Bodin. Stuttgart: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34579-jean-bodin_41545, veröffentlicht am 05.01.2012. Buch-Nr.: 41545 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken