Theolog. Habilitationsschrift München: Begutachtung: G. Wenz, J. Rohls, H. Oelke, C. Danz. – Schleiermacher war „ein Liberaler ohne liberale Theorie, ein Demokrat ohne demokratische Theorie“ (292) – zu diesem Ergebnis gelangt Rose nach einer intensiven Analyse der Vorlesungen Schleiermachers zur Staatslehre zwischen 1813 und 1833. Der große liberale Theologe, der die evangelische Theologie maßgeblich prägte, habe in seiner politikwissenschaftlichen Konzeption dem Einzelnen und seiner Freiheit keinen eigenständigen Platz eingeräumt; vielmehr sei der Mensch so „radikal von der Gemeinschaft abhängig“ (293), dass Schleiermacher immer vom Ganzen ausgehe. Als Träger von Menschenrechten komme der Einzelne nicht vor, nicht einmal die Gewissensfreiheit werde entfaltet. Allerdings fordere Schleiermacher auch keinen absoluten Staat, vielmehr stehe dieser neben drei anderen Sphären (Kirche, Wissenschaft und freie Geselligkeit) und habe dementsprechend nur bestimmte Aufgaben. Die Autorin, inzwischen Professorin für Systematische Theologie in Jena, kritisiert zwar die nicht-liberale Denkungsart dieser Staatstheorie aus dem Zeitalter der deutschen Romantik, sympathisiert aber ansonsten deutlich mit Schleiermachers Versuch, eine politische Metatheorie vorzulegen, die sich nicht in die inhaltlichen Debatten oder Konflikte einlässt, sondern sie nur als Beispiele aufruft, um den gleichsam naturhaften Entwicklungsprozess und die Handlungsoptionen innerhalb dieser dynamischen Entwicklung aufzuzeigen. Politikberatung statt normativer Vorgaben, pragmatische Nüchternheit angesichts eines nur begrenzten Handlungsspielraumes statt idealistischer oder restaurativer Politikkonzepte, Vermittlungen und Ausgleich statt Extrempositionen – dieser klar herausgearbeiteten Linie Schleiermachers wird an keiner Stelle widersprochen.