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Jocelyn Maclure / Charles Taylor

Laizität und Gewissensfreiheit. Aus dem Französischen von Eva Buddeberg und Robin Celikates

Berlin: Suhrkamp 2011; 146 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-518-58570-2
Die von Maclure und Taylor veröffentlichten Überlegungen schließen an die Arbeit einer von der Regierung Quebecs eingesetzten Kommission an, die sich mit der Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit von kulturell oder religiös begründeten Ausnahmeregelungen befasste. Beide Autoren waren an der Fertigung des Abschlussberichts maßgeblich beteiligt und vertiefen hier ihre Gedanken zur Berücksichtigung moralisch begründbarer Ausnahmen in heutzutage sinnvollerweise auf dem Prinzip der Laizität basierenden Staaten. Analytischer Ausgangspunkt ist dabei die strikte Trennung eines solchen Staates und einer mit unterschiedlichsten moralischen Vorstellungen konfrontierten Gesellschaft. Hieraus resultiere dann auch unmittelbar, „daß die Laizisierung eines politischen Regimes nicht mit der Säkularisierung einer Gesellschaft zu verwechseln ist“ (25). Es verwundert wenig, dass die Autoren im Anschluss bei der analytischen Unterteilung der Idealtypen von Laizität die liberal-pluralistische der republikanischen vorziehen. „Eine liberal-pluralistische Laizität zielt also auf die optimale Versöhnung von gleicher Achtung und Gewissensfreiheit.“ (48) Zur anschließenden Rechtfertigung von religiös begründeten Ausnahmeregelungen erfolgt einerseits eine Abgrenzung der eigenen als liberaler Mulitkulturalismus verstandenen Position von kultur- und moralrelativistischen Positionen. Andererseits versuchen die Autoren die Besonderheit von Glauben in Unterscheidung zu bloßen Überzeugungen und Präferenzen zu begründen. „Je stärker eine Glaubensüberzeugung mit dem Gefühl der moralischen Integrität der betroffenen Person verbunden ist oder je mehr sie eine Bedingung der Selbstachtung darstellt, desto stärker hat der rechtliche Schutz zu sein, den diese Überzeugung genießen sollte.“ (100) Wen dies überzeugt, dem kann die Lektüre empfohlen werden. Alle anderen werden insbesondere nach Lesen der zweiten Hälfte des Essays wissen, dass es noch andere „vernünftige“ Begründungen für die Akzeptanz und Nicht-Akzeptanz moralisch nicht-konsensualer Verhaltensweisen geben muss.
Thorsten Schumacher (THS)
M. A. (Politikwissenschaft, Philosophie, Öffentliches Recht), Referent im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
Rubrizierung: 2.23 | 2.64 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Thorsten Schumacher, Rezension zu: Jocelyn Maclure / Charles Taylor: Laizität und Gewissensfreiheit. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34493-laizitaet-und-gewissensfreiheit_41428, veröffentlicht am 22.12.2011. Buch-Nr.: 41428 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken