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Oliver Janz / Roberto Sala (Hrsg.)

Dolce Vita? Das Bild der italienischen Migranten in Deutschland

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2011; 299 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-593-39482-4
Während über die in Deutschland lebende türkischstämmige Bevölkerung kontroverse Debatten geführt werden, gelten die italienischen Migranten inzwischen gemeinhin als gut integriert und wurden in der öffentlichen Wahrnehmung vom bedrohlichen Gastarbeiter zum Vertreter eines bewunderten „Dolce Vita“ befördert. Um diese „Karriere, die das Bild des Italieners in der Geschichte der Bundesrepublik durchlaufen hat“ (7), geht es in diesem Band. Dabei werden drei verschiedene Perspektiven eingenommen: Im ersten Teil wird das Italienbild der Deutschen in Geschichte und Gegenwart untersucht. Christof Dipper zeigt auf, dass sich positive und negative Zuschreibungen abwechseln beziehungsweise ergänzen. „Der Topos ‚Italien’ ist […] wandelbar, anpassungsfähig, mit Bedeutungen aller Art aufladbar – kurz: ein Spiegel, in dem man nur sich selbst erblickt, wenn man hineinschaut.“ (40) Patrick Bernhard stellt heraus, dass die romantisierenden Vorstellungen des italienischen Lebensstils nicht auf die ehemaligen Gastarbeiter zurückgehen, sondern Folge der italienischen Produktions- und Marketingstrategien der 1970er-Jahre waren. In den Beiträgen des zweiten Teils geht es um die Wahrnehmung der italienischen Einwanderer in der westdeutschen Gesellschaft, wobei jeweils einzelne Aspekte wie die italienische Gastronomie oder die Mafia betrachtet werden. Bemerkenswert ist der Beitrag von Olga Sparschuh, die die nationale Zuordnung von Verhaltenszuschreibungen um eine regionale Dimension ergänzt, indem sie die Wahrnehmung süditalienischer Arbeitsmigranten in München und Turin vergleicht, die in beiden Fällen als primitiv und rückständig wahrgenommen wurden. Im dritten Teil geht es um die Selbstwahrnehmung der italienischen Migranten. Rosaria Chirico legt anhand ihrer persönlichen Erfahrungen als „Gastarbeitertochter“ (243) gewichtige Argumente dafür vor, den „mononationale[n] Blick der Migrationsforschung“ (255) ernsthaft infrage zu stellen. Zur Italienerin sei sie erst von den Deutschen gemacht worden, schreibt sie und betont, dass auch positive Vorurteile ein Hindernis für Integration sein können und vielfach an der realen Lebenssituation vorbeigehen. Zudem sei die Aufwertung der Italiener in Deutschland mit der Öffnung der Deutschen gegenüber den Italienern einhergegangen. „Die Italiener selbst können sich gar nicht in einem solchen Ausmaß verändert haben, wie es die Vorurteile getan haben.“ (248)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.354.42 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Oliver Janz / Roberto Sala (Hrsg.): Dolce Vita? Frankfurt a. M./New York: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34468-dolce-vita_41400, veröffentlicht am 09.02.2012. Buch-Nr.: 41400 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken