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Martin Bujard

Geburtenrückgang und Familienpolitik. Ein interdisziplinärer Erklärungsansatz und seine empirische Überprüfung im OECD-Länder-Vergleich 1970-2006

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Wirtschafts- und Sozialpolitik 5); 443 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8329-6406-1
Politikwiss. Diss. Heidelberg; Begutachtung: M. G. Schmidt, U. Wagschal. – Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges stieg die Lebenserwartung in den Industrieländern aufgrund des medizinischen Fortschritts langsam an. Parallel dazu sanken die Geburtenraten, was als erster Geburtenrückgang bezeichnet wird. Der zweite Geburtenrückgang, dem Bujard sich widmet, setzte in den 1960er-Jahren ein. Dieser ist für ihn weniger ein Resultat des weiteren medizinischen Fortschritts, sondern Ausdruck eines grundlegenden normativen Wandels in Bezug auf die gesellschaftliche Bedeutung von Familie und Kindern. Auf der Suche nach seinen Ursachen analysiert er die ökonomischen, technologischen, soziologischen und politischen Rahmenbedingungen in 28 OECD-Ländern über vier Jahrzehnte und anhand von 51 Faktoren. Dabei gelangt er zu dem Ergebnis, dass der Geburtenrückgang nicht nur in sämtlichen untersuchten Staaten zu beobachten ist, sondern auch überall Folgen für die Gesellschaft, die sozialen Sicherungssysteme, die Ökonomie, aber auch für den politischen Wettbewerb und die internationalen Beziehungen hat. Den wesentlichen Grund für den zweiten Geburtenrückgang sieht der Autor in ökonomischen Modernisierungsfaktoren wie etwa dem Anstieg des Sozialproduktes oder der Wertschöpfungsquote im Agrarbereich. Bujard verbindet diese makroökonomischen Faktoren innerhalb eines Mehrebenenmodells mit den Resultaten individueller Entscheidungsprozesse. Als Ursache für die Entscheidung von Frauen gegen eigene Kinder nennt er erstens hohe Opportunitätskosten, damit bezeichnet er Nachteileim Falle einer Mutterschaft, sowie zweitens die höheren beruflichen Qualifikationen von Frauen und die oft zu engen Grenzen des Arbeitsmarktes. Bujard fordert, dass die Familienpolitik für eine Verbesserung der Arbeitsmarktsituation für junge Beschäftigte sorgen sollte, das gelte insbesondere für den Wiedereinstieg in das Berufsleben nach einer Familienpause.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.263 | 2.61 | 2.64 | 2.65 | 2.66 | 2.343 | 2.4 | 2.5 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Martin Bujard: Geburtenrückgang und Familienpolitik. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34433-geburtenrueckgang-und-familienpolitik_41351, veröffentlicht am 22.12.2011. Buch-Nr.: 41351 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken