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Claudia Wiesner / Tapani Turkka / Kari Palonen (Hrsg.)

Parliament and Europe. Rhetorical and conceptual studies on their contemporary connections

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011; 183 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8329-6407-8
Gestützt auf Prämissen der Cambridge-School und der Begriffsgeschichte Reinhart Kosellecks zeigen die Autoren anhand der Diskurse über Europa, die Europäische Union und das Europäische Parlament, dass politikwissenschaftliche Ordnungsbegriffe wie Demokratie, Parlamentarismus oder Staatlichkeit auch als umkämpfte Begriffe verstanden werden müssen, um deren inhaltliche Fixierung in kontroversen, politischen Auseinandersetzungen gerungen wird. So bemerken die Herausgeber vollkommen zu Recht, dass, ehe über eine mögliche Demokratisierung der EU gesprochen werden kann, man sich zunächst über mögliche Begriffe von Demokratisierung verständigen muss. Ohne die Relevanz der klassisch-politikwissenschaftlichen Erforschung der EU und ihrer Verfassungswirklichkeit anzufechten, schlagen die Autoren damit dennoch eine dem politologischen Mainstream der Regierungslehre entgegengesetzte Forschungsperspektive vor, indem sie nach der konfliktimmanenten, rhetorischen Konstruktion von Europa, der EU und des Europäischen Parlamentes fragen. Der Band wird durch drei thematische Achsen strukturiert. In den Beiträgen der ersten Sektion wird das Selbstverständnis und die Selbstbeschreibung von EU-Parlamentariern im Vergleich zu den Abgeordneten nationaler Parlamente untersucht. Die Aufsätze der zweiten Sektion kreisen um das diskursive Verhältnis zwischen Europa im Sinne einer geografischen und kulturellen Einheit und der EU als einer intergouvernementalen Organisation. Im Schlussteil analysieren die Autoren jene Diskurse, in denen das Europäische Parlament, Europa und die EU gemeinsam verhandelt werden. Ein Fokus liegt dabei auf den Ländern Frankreich und Österreich. Besondere Erwähnung verdient der Beitrag von Meike Schmidt-Gleim. Die Philosophin und Kunstwissenschaftlerin begreift Europa mit Claude Lefort als ein imaginäres Objekt, das Differenzen und Konflikte in seinem Inneren in eine stabile und homogene Einheit überführt, indem es ein neues Außen benennt und neue Ausschlüsse produziert.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.3 | 3.1 | 2.4 | 2.61 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Claudia Wiesner / Tapani Turkka / Kari Palonen (Hrsg.): Parliament and Europe. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34426-parliament-and-europe_41344, veröffentlicht am 01.12.2011. Buch-Nr.: 41344 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken