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Clemens Kauffmann / Hans-Jörg Sigwart (Hrsg.)

Biopolitik im liberalen Staat

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Schriftenreihe der Sektion Politische Theorien und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft 19); 237 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8329-4323-3
Der Terminus „Biopolitik“ ist ein schillernder Begriff, der in verschiedenen politischen und theoretischen Kontexten mit unterschiedlichem Bedeutungsgehalt belegt wird. Im Zentrum des Sammelbandes, der in weiten Teilen auf eine gleichnamige Tagung der Theoriesektion der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft zurückgeht, die im September 2007 in Erlangen stattfand, steht nicht etwa eine machttheoretisch ausbuchstabierte Biopolitik im Sinne Foucaults. Stattdessen soll der Band „einer Bestandsaufnahme der politiktheoretischen Voraussetzungen, Bedingungen und Konsequenzen der Entwicklung von ‚Lebenswissenschaften’ und Lebensindustrie im liberalen Staat dienen und die Rolle des demokratischen Verfassungsstaates als biopolitischer Akteur analysieren“ (10). Diese übergreifenden Fragestellungen werden in den Beiträgen in verschiedene Richtungen verfolgt. Die Frage, auf welcher Basis liberale Demokratien, die der weltanschaulichen Neutralität verpflichtet sind, biopolitische Konflikte, die zumeist weltanschaulich imprägnierte Fragen implizieren, lösen oder zumindest befrieden können, und welche Rolle die politische Philosophie dabei spielen kann, ist ein wiederkehrendes Thema. Diese Überlegungen werden zum Teil durch ideengeschichtliche Untersuchungen und anthropologische Überlegungen gerahmt und ergänzt. In einem anderen Teil der Beiträge befassen sich die Autoren schwerpunktmäßig mit bestimmten biopolitischen Positionen und fragen, ob sie in Einklang mit grundlegenden politischen Konzepten der liberalen Demokratie zu bringen sind. Schließlich finden sich auch empirisch angereicherte Studien, die die biopolitischen Diskurse in der Bundesrepublik (etwa die Diskussion über den Import embryonaler Stammzellen) analysieren und theoretisch reflektieren. Angesichts der von den Herausgebern zu Recht beklagten Zurückhaltung der politischen Theorie und Philosophie bei biopolitischen Fragen führt der Band die potenziell weitreichenden politiktheoretischen Implikationen der Biopolitik vor Augen.
Nikolai Münch (NM)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Forschungszentrum Laboratorium Aufklärung, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.1 | 5.41 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Nikolai Münch, Rezension zu: Clemens Kauffmann / Hans-Jörg Sigwart (Hrsg.): Biopolitik im liberalen Staat Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34422-biopolitik-im-liberalen-staat_41340, veröffentlicht am 01.12.2011. Buch-Nr.: 41340 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken