Spätestens seit den Engholm-Jahren sind seemännische Metaphern zu einem Kennzeichen der deutschen Sozialdemokratie geworden und kehren mit schöner Regelmäßigkeit in den politischen Raum zurück. Der Essay von Heil und Steinbach macht hier keine Ausnahme, die Autoren wollen als analytischen Ausgang „Die Winde, die den Wandel treiben (10)“, beschreiben und anschließend „Die Segel richtig setzen“ (41). Wer jetzt schon Befürchtungen hinsichtlich des Niveaus hat, kann beruhigt werden. Die Koautorenschaft macht sich deutlich bezahlt und lässt keinen Platz für leeres Politikersprech oder Fachidiotentum. Inhaltlich sind die zentralen Ausführungen wenig überraschend, aber vergleichsweise fundiert. Sie zeigen vernünftig begründete Argumentationen für den Übergang zur Wissensökonomie, den Umgang mit Ressourcenknappheit, ein angemessenes Verhältnis zwischen Industrie und Dienstleistungen und die Ergänzung der energetischen Umstellung auf erneuerbare Energien um einen sozial-ökologischen Lastenausgleich. Heil und Steinbach gelingt eine geschmeidige Distanzierung von der Politik der Schröder-Jahre, ohne eine deutliche Abkehr zu betreiben. In den Forderungen artikuliert sich der bisweilen angesichts tosender Strömungsauseinandersetzungen nicht vernehmbare, dafür umso wirkungsmächtigere Mainstream der heutigen Sozialdemokratie. Dieser ist unverändert durch die jahrzehntelange Indoktrination neoliberalen Gedankenguts geprägt und kann sich nur in Einzelfällen hiervon befreien. Das offenkundigste Resultat sind die abschließenden zwölf Orientierungspunkte für eine progressive Wirtschaftspolitik, deren Kompatibilität untereinander hin zu einem harmonischen (Regierungs-)Programm die größte und bislang uneingelöste Herausforderung für die beiden Wirtschaftsexperten werden dürfte.