Studies in International Relations and Politics: New Europe and Beyond
Die Herausgeber haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Bereichen (u. a. Internationale Beziehungen, Ökonomie, Recht, Feminismus, Verwaltung) gebeten, ihre jeweiligen Forschungsergebnisse zum Thema Internationale Beziehungen und (neues) Europa zusammenzutragen, um sie in diesem Buch vorzustellen. Der Anlass, eine genaue Begründung für die Auswahl der Autoren oder der unterschiedlichen theoretischen Stoßrichtungen werden in der Einleitung leider ausgespart. Dennoch ist das Buch eine informative Lektüre über die Internationalen Beziehungen und ihre Entwicklungen unter besonderer Berücksichtigung Europas (sowohl geografisch als auch politisch). Für einen kritischen Einstieg seien besonders die Beiträge von Tamene hervorgehoben: Er rekonstruiert die Annahmen in den derzeitig einschlägigen Richtungen des (westlich ausgerichteten) Forschungsfeldes der Internationalen Beziehungen. Diese können seiner Ansicht nach nicht losgelöst von der herrschenden, von ihm als nicht erstrebenswert angesehenen Politik betrachtet werden. Vielmehr seien politische Praxis und theoretische Reflexion zutiefst und unaufhebbar miteinander verwoben. Daher müssen sich die derzeit vorherrschenden theoretischen Prämissen ändern, sofern eine nachhaltige und friedliche Politik angestrebt werden soll. Wie Tamene in seinem ersten Beitrag verdeutlicht, unterläuft insbesondere der Neoliberalismus genau jene Ideale, für die der Liberalismus eigentlich steht: globale Demokratie, Good Governance, Freihandel und kollektive Sicherheit. Mehr noch – der Neoliberalismus konterkariere diese Ziele und trage zu Ungerechtigkeit, Konflikt und Krisen bei. Anders als noch Fukuyama erblickt der Autor in ihm aber nicht die letzte Etappe der Menschheitsgeschichte, sondern hält eine alternative Politik für möglich. Diese könnte durch mehr Diplomatie erreicht werden, wie Erik Pajtinka in seinem Beitrag aufzeigt. In Relation zu den soziopolitischen und ökonomischen Bedingungen konnten durch diplomatische Bemühungen bereits akzeptable Entscheidungen gefällt werden, die nahelegen, dass die Rolle der Diplomatie nicht unterschätzt werden sollte.