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Thomas Rauschenbach / Annette Zimmer (Hrsg.)

Bürgerschaftliches Engagement unter Druck? Analysen und Befunde aus den Bereichen Soziales, Kultur und Sport

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2011; 389 S.; 33,- €; ISBN 978-3-86649-435-0
Die Krise des Ehrenamtes ist derzeit ein häufig beklagter Umstand. Die Autoren nehmen sich dieser Diagnose aus sozialer, ökonomischer und politikwissenschaftlicher Perspektive an. Den Ausgangspunkt dieser Krise sehen sie in Veränderungen der Kontextbedingungen, die sich mit den Schlagwörtern Ökonomisierung, Individualisierung und Pluralisierung charakterisieren lassen. In der Einleitung wird deshalb die Frage aufgeworfen, ob bürgerschaftliches Engagement noch zeitgemäß ist oder von neuen Formen des Engagements oder gleich ganz durch eine Professionalisierung und Verbetrieblichung im gemeinnützigen Sektor verdrängt wird. Zu beobachten sei ein Wandel von Staatlichkeit, der mit einem Ende der Privilegierung der Zusammenarbeit des Staates mit dem Dritten Sektor einhergehe. Damit verbunden stellten sich dann die Fragen nach den Funktionen gemeinnütziger Organisationen, zu denen zumindest in früheren Zeiten z. B. die Integration der Gesellschaft gehört habe. Im Zentrum stehe nun die Frage, was „diese Veränderungen für das bürgerschaftliche Engagement bedeuten, welche Folgen sich hieraus für die Mitgliedschaft, Leitung und Zusammenarbeit mit Staat und Verwaltung auf der Ebene der Individuen, der Organisation und der Sektoren“ (12) ergeben. Dafür werden in je einem ausführlichen Kapitel die drei Bereiche Soziales, Kultur und Sport in den Blick genommen. Die Kapitel sind jeweils identisch aufgebaut. Zunächst wird mit historischen Bezügen in die Thematik des Bereiches eingeleitet, wozu neben der Entwicklung auch die gesetzlichen Grundlagen erläutert werden. Im zweiten Teil werden dann ausgewählte empirische Ergebnisse des Projektes „Bürgerschaftliches Engagement und Management“, das in Kooperation von dem Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/TU Dortmund und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster durchgeführt wurde, referiert. Für diese Studie wurden Leitungskräfte innerhalb eines breiten Spektrums gemeinnütziger Organisationen u. a. im Hinblick auf den Werdegang, die individuellen Motive, die Belastungen und die Wünsche befragt. Als Gesamtfazit der empirischen Ergebnisse der drei Teilbereiche kann festgehalten werden, dass das Freiwilligenengagement aufgrund vielfältiger gesellschaftlicher Veränderungen unter Druck gerät. Beispielhaft kommt Reinhard Liebig im Bereich des Sozialen zu dem Ergebnis, dass neben traditionellen Mustern die Dienstleistungsorientierung und die Ausrichtung an ökonomischen Kriterien im Denken und Handeln der Führungskräfte fest verankert sind. Das Fragezeichen im Titel lässt sich somit in ein Ausrufezeichen umwandeln.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Thomas Rauschenbach / Annette Zimmer (Hrsg.): Bürgerschaftliches Engagement unter Druck? Opladen u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34349-buergerschaftliches-engagement-unter-druck_41230, veröffentlicht am 06.09.2012. Buch-Nr.: 41230 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken