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Gjalt de Graaf / Patrick von Maravić / Pieter Wagenaar (Hrsg.)

The Good Cause. Theoretical Perspectives on Corruption

Opladen/Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich 2010; 205 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-86649-263-9
Die Idee zu dem Buch entstand nach einem Workshop zu „Ethik und Integrität von Governance“ auf der jährlichen Konferenz der Europäischen Gruppe der öffentlichen Verwaltung 2005. Ausgehend von der zentralen Frage, wie Ursachen von Korruption studiert werden, ist das Ziel der Herausgeber, die Konzeptualisierungen von Korruption innerhalb verschiedener Denkschulen zusammenzubringen. In insgesamt zehn Beiträgen wird deshalb nicht nur versucht zu verstehen, was Akteure bewegt, entgegen ihrer in der Öffentlichkeit propagierten Ideale zu handeln. Deutlich werden auch die Stärken und Schwächen der jeweiligen wissenschaftlichen Herangehensweise. Dabei zeigt sich, dass die bisher dominierende Theorie der Ökonomie der Korruption nicht zwangsläufig analytisch den größten Erklärungsgehalt bietet. Andere Ansätze – wie der Strukturfunktionalismus, die Neue Institutionenökonomik der Korruption, die Kriminologie oder die Systemtheorie –können helfen, Antikorruptionsstrategien zu entwickeln und Forschenden einen neuen Blick auf ihren Untersuchungsgegenstand zu eröffnen. Angesichts verschiedener Schwerpunkte zeigt sich zudem, dass Vielschichtigkeit sowie Definition und Kausalität von Korruption variieren – die eine Ursache gibt es nicht. Jedoch sind sich die Autoren weitgehend einig, dass Korruption in politischen oder wirtschaftlichen Netzwerken stattfindet und in der Regel die Grenzen zwischen privater und öffentlicher Sphäre verwischen. Konsens besteht ebenso hinsichtlich der moralischen Konnotation von Korruption, da selbst Positivisten in ihren Analysen nicht frei von normativen Aspekten sind. Hieraus ergibt sich die Kritik, dass bisherige Antikorruptionsempfehlungen überwiegend an Good Governance-Vorstellungen gebunden und zu sehr auf die politische Systeme ausgerichtet waren, als dass sie kulturelle Praktiken und gesellschaftliche Interaktion berücksichtigten. Diese zahlreichen Perspektiven verdeutlichen insgesamt die Komplexität des Forschungsgegenstandes, der Band stellt somit eine geeignete Einführung in das Thema als auch einen Ausgangspunkt für ein eigenes Forschungsdesign dar.
Hilmar Girnus (HG)
M. A., Politikwissenschaftler, Praktikant bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
Rubrizierung: 2.23 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Hilmar Girnus, Rezension zu: Gjalt de Graaf / Patrick von Maravić / Pieter Wagenaar (Hrsg.): The Good Cause. Opladen/Farmington Hills: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34329-the-good-cause_41203, veröffentlicht am 05.07.2012. Buch-Nr.: 41203 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken