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Harald Baldersheim / Jozef Bátora (Hrsg.)

The Governance of Small States in Turbulent Times. The Exemplary Cases of Norway and Slovakia

Opladen u. a.: Barbara Budrich Publishers 2012; VIII, 265 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-86649-430-5
Der englischsprachige Sammelband wartet mit einer durch und durch sympathischen Idee auf. Entgegen dem zeitgenössischen Mainstream, wonach Staaten respektive Staaten(ver)bünde gar nicht groß genug sein können, um in einer globalisierten Welt als aktive Player zu bestehen, vertreten die Autorinnen und Autoren eine vor diesem Hintergrund kontraintuitiv anmutende Einschätzung. Demnach – so die Ausgangsthese – können gerade kleine Staaten genug Dynamik und Flexibilität aufbringen, um angesichts des permanenten Anpassungsdrucks des internationalen Wettbewerbs und der internationalen Politik dauerhaft zu überleben. Die vergleichend angelegte Studie zweier kleiner europäischer Staaten – Norwegen und die Slowakei – erstreckt sich über vier Bereiche, die allesamt als charakteristisch für politische Verfahrensweisen in kleinen Staaten ausgegeben werden. Neben dem für kleine Staaten gerade wegen ihrer Größe (die anhand der Einwohnerzahl bemessen wird) wichtigen Bereich von Sicherheit und Souveränität sind dies darüber hinaus die Reaktionen auf die Finanzkrise, der Umgang mit politischen Konfliktlinien und Repräsentation sowie die Anpassung institutioneller Strukturen. Die Autorinnen und Autoren gelangen insgesamt zu interessanten Befunden hinsichtlich der Regierbarkeit. Während die Herausgeber in ihrem Resümee den kleinen Staaten eine hohe Anpassungsfähigkeit im Bereich der Souveränitäts- und Sicherheitspolitik bescheinigen und diese als sicherheitspolitischen Vorteil ausdeuten, fällt der Befund hinsichtlich der Demokratisierung weniger positiv aus. Zu gering etwa sei in der Slowakei der Anteil der Frauen, die in das Gefüge der politischen Institutionen und Ämter eingebunden sind. Über die nationalen Grenzen hinaus schlagen die Herausgeber – auch wenn das mit der Idee der flexiblen Anpassungsfähigkeit kollidieren mag – regionale Kooperationen vor: „[I]t seems, that the sustainable adaptability of small states is fostered by cooperation in regional cooperation clusters.“ (259) Inwieweit sich diese dann wieder zu großen Staatenverbünden, wie etwa der EU verhalten, bleibt leider offen. Das ist insofern bedauerlich, als sich gerade im Feld der internationalen Kooperation und Integration die Frage nach dem nationalen Gewicht – etwa wenn es um den tatsächlichen Einfluss in Entscheidungsverfahren geht – noch einmal ganz anders stellt. Hier bleibt „klein“ bis auf Weiteres wohl „zu klein“.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Harald Baldersheim / Jozef Bátora (Hrsg.): The Governance of Small States in Turbulent Times. Opladen u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34325-the-governance-of-small-states-in-turbulent-times_41198, veröffentlicht am 09.08.2012. Buch-Nr.: 41198 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken