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Norma Osterberg-Kaufmann

Erfolg und Scheitern von Demokratisierungsprozessen. Fallstudien Albanien und Kroatien

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (VS Research); 293 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18136-3
Diss. phil. HU Berlin; Begutachtung: W. Merkel. – Am Beispiel Albaniens und Kroatiens analysiert Osterberg-Kaufmann die unterschiedlichen Erfolge bei der Demokratisierung Osteuropas und fragt nach den Ursachen. Albanien und Kroatien wurden insofern ausgewählt, als ihre Demokratisierungsprozesse sehr unterschiedlich verlaufen. Während Kroatien in den ersten zehn Jahren nach dem Systemzusammenbruch erhebliche Fortschritte gemacht habe, zwar „noch nicht frei von Defekten“ sei, aber dennoch zu den „konstitutionellen Demokratien“ (247) gezählt werden könne, stagniere die Demokratisierung des politischen Systems Albaniens seit der Wiederherstellung von Staatlichkeit nach 1998 und gehe über bloße Demokratisierungsrhetorik nicht hinaus. Die Autorin ist davon überzeugt, dass eine Modernisierung der Demokratisierung zuträglich ist und blickt weit zurück in die jeweilige Historie der Länder. Ihre Zugehörigkeit entweder zum Einflussbereich des Habsburger Reichs oder des Osmanischen Reichs spiele dabei eine Rolle. Letzteres habe „für den Jahrhunderte währenden Status quo der Verhältnisse [gestanden], während erster[es] den Zugang zur Welt der Aufklärung und Modernisierung“ (248) geöffnet habe. Osterberg-Kaufmann belegt, dass Kroatien bis zum Zweiten Weltkrieg einen bis zu hundertjährigen Entwicklungsvorsprung gegenüber Albanien aufwies. Der Grad der Modernisierung vor der kommunistischen Machtübernahme habe noch immer einen Einfluss auf die Demokratisierungschancen der Gegenwart, das gelte auch für die Ausprägung des Kommunismus: „Je weniger die kommunistischen Herrscher Liberalisierungs- und Pluralisierungstendenzen erfolgreicher ökonomischer Modernisierung zugelassen haben, desto mehr zogen sich die Gesellschaften in private und informale Netzwerke zurück und entzogen sich dem Staat.“ (251) Die Dominanz traditionaler Muster auf gesellschaftlicher Ebene, die in Albanien stärker nachweisbar sei als in Kroatien, spiegele sich auch auf staatlicher Ebene. Informale und klientelistische Strukturen seien in Albanien wesentlich stärker ausgeprägt als in Kroatien, wo Klientelismus jedoch auch für Funktionsstörungen des politischen Systems verantwortlich sei. Dass der Parteienpluralismus in Albanien nahezu „inexistent“ (257) sei und es zur „Kriminalisierung" (259) von Politik komme, hält die Autorin für eine Folge dieser Entwicklung. Insgesamt, so lautet ihr Resümee, sei es Kroatien gelungen, einen Demokratisierungsprozess in Gang zu setzen, der albanische sei hingegen seit zwanzig Jahren nichts weiter als „Pseudo-Demokratisierung“ (262).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.2 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Norma Osterberg-Kaufmann: Erfolg und Scheitern von Demokratisierungsprozessen. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34312-erfolg-und-scheitern-von-demokratisierungsprozessen_41181, veröffentlicht am 05.04.2012. Buch-Nr.: 41181 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken