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Silke Mende

"Nicht rechts, nicht links, sondern vorn" Eine Geschichte der Gründungsgrünen

München: Oldenbourg Verlag 2011 (Ordnungssysteme 33); XII, 541 S.; 64,80 €; ISBN 978-3-486-59811-7
Diss. Tübingen; Begutachtung: A. Doering-Manteuffel, G. Metzler, G. Schild. – Dass die Gründungsgeneration der Grünen sozial und mehr noch ideologisch höchst heterogen war, wird Zeitzeugen noch gut erinnerlich sein. „Wir sind nicht rechts, nicht links, sondern vorn“ war nicht nur kämpferischer und provozierender Wahlspruch, sondern vielmehr auch Notwendigkeit. Die damaligen Grünen hätten sich tatsächlich nicht eindeutig auf dem Rechts-Links-Spektrum verorten können, selbst, wenn sie es gewollt hätten. Im Mittelpunkt des Buches steht daher auch die Frage, welche zeitgeschichtlichen Umstände dazu geführt haben, dass sich Vertreter so unterschiedlicher Gruppen wie der vom ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Herbert Gruhl geführten Grünen Aktion Zukunft einerseits und orthodoxer K-Gruppen andererseits überhaupt zu einer Gesamtpartei zusammenschließen konnten. Nach einer Darstellung der einzelnen Gründungsgruppen im ersten Teil der Arbeit, die unter dem Begriff „Denkkollektive“ kategorisiert werden, kommt Mende im zweiten Teil zu dem Schluss, dass dafür zum einen die Einsicht der jeweiligen Gruppen, ihre originären Ziele auf absehbarer Zeit allein nicht realisieren zu können, verantwortlich war. Zum anderen bot sich aber mit den Mitte der 70er-Jahre offenbar werdenden Existenzbedrohungen der Menschheit – atomarer Holocaust und Zerstörung der natürlichen Umwelt – ein Kulminationspunkt, in dem sich die verschiedensten politischen Gruppierungen von links bis rechts wiederfinden konnten. Gemeinsame Protesterfahrungen waren es schließlich, die diese Gruppen zu einem gemeinsamen Marsch durch die parlamentarischen Institutionen aufbrechen ließ. Die Autorin macht am Ende ihrer Dissertation deutlich, dass dies freilich im Wesentlichen für die „Ur-Grünen“, also die unmittelbaren Gründer gilt, denn recht bald danach definierte sich die Partei klar im linken Spektrum. Diese Ergebnisse sind nicht wirklich überraschend, werden aber in einer überzeugend strukturierten und gut lesbaren Weise dargestellt.
Sven Leunig (SVL)
Dr., Politologe, Akademischer Rat, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.svenleunig.de).
Rubrizierung: 2.331 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Sven Leunig, Rezension zu: Silke Mende: "Nicht rechts, nicht links, sondern vorn" München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34291-nicht-rechts-nicht-links-sondern-vorn_41157, veröffentlicht am 17.11.2011. Buch-Nr.: 41157 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken