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Stefan Kreutzberger / Valentin Thurn

Die Essensvernichter. Warum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist

Köln: Kiepenheuer & Witsch 2011; 320 S.; 16,99 €; ISBN 978-3-462-04349-5
Mit ihrer Kampagne „Taste the Waste“ wollen Kreutzberger und Thurn für ein delikates Thema sensibilisieren: das massenhafte Wegwerfen von Lebensmitteln, die keinesfalls verdorben sind. Dieser Missstand hat mehrere Gründe, wie die beiden Autoren durch ihre Recherchen herausgefunden haben. Einer konnte bereits auf den Feldern ermittelt werden: Dort verrottet ein Großteil der angebauten Lebensmittel, weil er den vom Handel vorgegebenen, rein optischen Kriterien nicht genügt. Aber auch die einwandfreien Lebensmittel werden zuhauf weggeschmissen, sowohl von Verbrauchern als auch von Supermärkten. Von ersteren deshalb, weil sie nicht genau wissen, was sich hinter der Bezeichnung „Mindesthaltbarkeitsdatum“ verbirgt und weil sie stets zu viele Produkte einkaufen, die gar nicht alle verzehrt werden können. Weggeworfen wird aber auch von den Supermärkten. Nach eigener Aussage wollen sie mit dieser Maßnahme dem hohen Verbraucheranspruch gerecht werden, denn Kunden erwarten zu jeder Tageszeit volle Supermarktregale und ein vollständiges Sortiment. Kreutzberger und Thurn ermitteln neben dem Verbraucheranspruch auch noch einen anderen Grund, weshalb täglich etwa die Hälfte aller Lebensmittel auf dem Müll landet: „Der wahre Grund für die tägliche Überproduktion ist weniger ein vermeintlicher Kundenwunsch als vielmehr der Fetisch einer Überlegenheit der kapitalistischen Konsumwelt“ (64). Die weltweit größten Lieferanten der Nahrungs- und Futtermittelindustrie Archer Daniels Midland, Bunge Limited, Cargill und Louis Dreyfus seien nicht an einer Konsumeinschränkung und Produktionsbegrenzung interessiert. „Gemeinsam mit ihren direkten Kunden Nestlé, Kraft Foods, Unilever & Co. kontrollieren sie den Lebensmittelmarkt. Will man Schuldzuweisungen treffen, dann sind diese Agrarkonzerne die Täter, die Lebensmittelindustrie ihre willfährigen Gehilfen und die Verbraucher die nützlichen Idioten“ (122) – eine sehr provokante Aussage. Die Recherchen der beiden Autoren zeigen aber, dass diese Wahrheitsgehalt hat. Kreutzberger und Thurn bleiben nicht auf der investigativ-deskriptiven Ebene, sondern geben in ihrem letzten Kapitel Ratschläge, was jeder einzelne Verbraucher tun kann, um die Fehlentwicklungen einzudämmen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.45 | 4.43 | 2.26 | 2.34 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Stefan Kreutzberger / Valentin Thurn: Die Essensvernichter. Köln: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34272-die-essensvernichter_41135, veröffentlicht am 27.10.2011. Buch-Nr.: 41135 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken