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Jörg Armbruster

Der arabische Frühling. Als die islamische Jugend begann, die Welt zu verändern

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2011; 238 S.; 16,99 €; ISBN 978-3-938060-44-5
„Tage des Zorns“ (16), so überschreibt Armbruster den Ausgangspunkt seines Berichts über die revolutionsartige Entwicklung im Nahen und Mittleren Osten im Jahr 2011, in der sich eine Reihe von Diktaturen oder patriarchaler Monarchien der Forderung nach politischer Partizipation ihrer Bevölkerung stellen mussten. Armbruster beginnt mit den Umwälzungen in Ägypten und vollzieht diese anekdotisch vom Kampf um den Tahrir-Platz bis zur Auflösung des herrschenden Regimes nach. Rekapituliert werden die Erlebnisse von Oppositionellen und einfachen Menschen, die durch diese politischen Entwicklungen aus ihrem gewohnten Leben gerissen wurden, bis hin zur Verhaftung und Verurteilung von ägyptischen Vertretern des alten Regimes. Außerdem kommentiert Armbruster die Entladung aufgestauten Volkszorns in Tunesien, ausgelöst durch die Konfiszierung eines Karrens und dem daran anschließenden autodestruktiven und doch, so fremd es scheinen mag, irgendwie kohlhaasschen Mut eines Gemüsehändlers. Armbruster streift dabei nur am Rande die Fragen nach der Neuverteilung von Ressourcen und politischer Macht, bevor er mit Syrien den zweiten Schwerpunkt seiner Veröffentlichung betrachtet. Wie in Ägypten hätten auch in Syrien die modernen Kommunikationstechnologien eine tragende Rolle bei der Organisation der Aufstände gespielt. Der Autor schließt seine Betrachtungen mit einem kritischen Blick auf die Aktivitäten westlicher Regierungen, die zu lange opportunistisch zweckorientiert gehandelt und vor einer despotischen Unterdrückung die Augen verschlossen hätten. Er steht damit, das verhehlt er mit keinem Wort, auf der Seite der Bürger und deren Wunsch nach Freiheit. Armbruster versammelt in dem aktuellen Werk die Notizen seiner langen journalistischen Tätigkeit in der Region des Nahen und Mittleren Ostens zu einem Erlebnisbericht, in dem die Menschen im Mittelpunkt stehen. Es handelt sich um ein aktualitätsgetriebenes und damit in Teilen inzwischen leider überholtes, nichtsdestoweniger spannend zu lesendes Buch – mit offenem Ausgang.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.63 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Jörg Armbruster: Der arabische Frühling. Frankfurt a. M.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34263-der-arabische-fruehling_41121, veröffentlicht am 13.10.2011. Buch-Nr.: 41121 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken