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Paul J. Crutzen / Michael D. Mastrandrea / Stephen H. Schneider / Mike Davis / Peter Sloterdijk

Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang. Energie und Politik im Anthropozän

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2011 (edition unseld); 115 S.; 10,- €; ISBN 978-3-518-06176-3
Seit der Industrialisierung stellt die Menschheit einen global maßgeblichen ökologischen Faktor dar. Der Band versammelt intellektuelle Reaktionen auf diese Tatsache. Zu Wort kommen fünf namhafte Wissenschaftler aus sehr unterschiedlichen Disziplinen. Den Auftakt macht Paul J. Crutzen mit einem Kurzessay, in dem der für seine Erforschung des Ozonlochs mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnete Atmosphärenchemiker das Antropozän ausruft. Demnach befinden wir uns in einem neuen Erdzeitalter, in dem Klimaveränderungen nicht mehr von langsamen, unaufhaltsamen, natürlichen Prozessen verursacht werden, sondern durch menschliche Produktionstechniken und Lebensstile um ein Vielfaches beschleunigt werden. Die Klimaforscher Stephen H. Schneider und Michael D. Mastrandrea betonen, dass, um den Klimawandel und seine Folgerisiken einzudämmen, die schnell wachsenden Schwellenländer darin unterstützt werden müssen, das Zeitalter der fossilen Brennstoffe in ihrem Entwicklungsprozess zu überspringen und den Ausbau regenerativer Energien voranzutreiben. Der Schriftsteller Mike Davis entscheidet sich gegen einen „intellektuellen Pessimismus“, der viele gute Gründe dafür weiß, den Kampf gegen den Klimawandel als hoffnungsloses Unterfangen zu begreifen und jegliche Anstrengungen und Tentativen zur Reduzierung klimaschädlicher Gase zu unterlassen, um vollen Bewusstseins die verheerenden Folgekosten des Klimawandels in Kauf zu nehmen. Er optiert stattdessen für einen „Optimismus der Vorstellungskraft“ (60) und präsentiert die kompakte Stadt als eine tragfähige Antwort auf die drohende Klimakatastrophe. Der abschließende Beitrag stammt von Peter Sloterdijk. Mit Bezug auf Buckminster Fullers „Betriebsanleitung für das Raumschiff Erde“ stellt der Philosoph die soziale Produktivität der Metapher vom „Raumschiff Erde“ infrage, die die Erde als „nicht multiplizierbare Monade“ vorstellt und als fester Bestandteil unseres kollektiven Bewusstseins zum Konsumverzicht auffordert. Entgegen diesem geglaubten Gehalt der Metapher macht Sloterdijk Hoffnung, dass eine zukünftige „homöotechnische und biomimetische“ „Koproduktion zwischen Natur und Technik“ die Erde in einen „Hybridplanet“ (109) verwandeln könnte, der in der Lage wäre, auch die Bedürfnisse einer wachsenden Menschheit mit steigendem Konsum zu erfüllen.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.45 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Paul J. Crutzen / Michael D. Mastrandrea / Stephen H. Schneider / Mike Davis / Peter Sloterdijk: Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang. Frankfurt a. M.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34250-das-raumschiff-erde-hat-keinen-notausgang_41108, veröffentlicht am 27.10.2011. Buch-Nr.: 41108 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken