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Sabrina P. Ramet

Die drei Jugoslawien. Eine Geschichte der Staatsbildungen und ihrer Probleme

München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2011 (Südosteuropäische Arbeiten 136); XX, 907 S.; 94,80 €; ISBN 978-3-486-58349-6
Die Politikwissenschaftlerin Ramet gilt als ausgewiesene Expertin der politischen und gesellschaftlichen Geschichte Jugoslawiens und seiner Nachfolgestaaten. Der Band ist die deutsche Übersetzung ihrer bereits 2006 erschienenen, in Fachkreisen als Standardwerk geltenden Monografie „The Three Yugoslavias. State-Building and Legitimation“. Das Werk wurde nun ergänzt und überarbeitet sowie um eine Analyse der politischen Entwicklungen von 2005 bis 2010 erweitert. Ramet untersucht die politischen Entwicklungen in Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten von 1918 bis 2010 unter besonderer Berücksichtigung von Staatlichkeit und Nationalismus. Wie der Titel der englischen Originalausgabe deutlich macht, ist der Begriff der Legitimität für die Autorin eine zentrale Kategorie, anhand derer sie die Stabilität, Nachhaltigkeit und Entwicklungschancen eines Staatswesens beurteilt. Alle drei jugoslawischen Staatswesen – das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien) von 1918 bis 1941, die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien von 1945 bis 1992 sowie der Rumpfstaat Bundesrepublik Jugoslawien (ab 2003 Serbien und Montenegro) von 1992 bis 2006 – vermochten es letztendlich nicht, politische, moralische und ökonomische Legitimität herzustellen. Sie scheiterten deshalb, ein langfristig stabiles und prosperierendes Staatswesen zu etablieren. Ramet betont, dass dies nicht heiße, dass ein gemeinsamer, südslawischer Staat von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen wäre, sondern dass spezifische Faktoren und Akteure an wichtigen Wegpunkten den Aufbau eines liberalen Staatswesen verhinderten. Ramets Studie fühlt sich einem universalistischen Liberalismus verpflichtet, der die Wichtigkeit von legitimen und von allen akzeptierten Institutionen für die Stabilität eines Systems betont. Die Untersuchung besticht sowohl durch ihre Detailtreue und Quellenvielfalt als auch durch den beständigen Rekurs auf die Leitkategorie der Legitimität. Deshalb sei sie nicht nur allen an Südosteuropa Interessierten empfohlen, sondern auch allen denjenigen, die sich mit Fragen politischer Legitimität und Ordnung befassen.
Christian Haas (CHA)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.61 | 2.21 | 4.41 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Christian Haas, Rezension zu: Sabrina P. Ramet: Die drei Jugoslawien. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34225-die-drei-jugoslawien_41071, veröffentlicht am 18.08.2011. Buch-Nr.: 41071 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken