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M. K. Gandhi (Hrsg.)

Ausgewählte Werke. Hrsg. von Shriman Narayan, bearb. von Wolfgang Sternstin. Aus dem Englischen übersetzt von Brigitte Luchesi und Wolfgang Sternstein

Göttingen: Wallstein Verlag 2011; 2.098 S.; Ln., 59,90 €; ISBN 978-3-8353-0651-6
Zwar ließen sich über Gandhi auch bislang zahlreiche Biografien finden, wer jedoch seine Schriften im Original lesen wollte, musste sich entweder mit der (englischsprachigen) hundertbändigen Gesamtausgabe seines Werkes auseinandersetzen oder aber auf einzelne, in unterschiedlichen Zusammenhängen und zumeist auch nur auf Englisch veröffentlichte Texte zurückgreifen. Dabei lösen Gandhis Texte immer noch Faszination aus, wie diese 5-bändige Sammlung ausgewählter Schriften zeigt. Ein Großteil der Texte wurde im Rahmen dieser Veröffentlichung erstmalig in die deutsche Sprache übersetzt, in Fußnoten und editorischen Notizen finden sich zudem Informationen zum historischen Kontext und der Textgeschichte. Die einzelnen Bände umfassen Gandhis „Autobiographie“, „Satyagraha in Südafrika“ (hier schildert er den Beginn seines gewaltlosen Kampfes unter der indischen Bevölkerung in Südafrika), eine Sammlung von sieben Abhandlungen (zu so unterschiedlichen Themen wie Gesundheit und Ernährung, Religion, Politik und Wirtschaft), ausgewählte Reden und (Zeitschriften-)Artikel sowie, im fünften Band, ausgewählte Briefe. Hier finden sich unter anderem auch zwei Briefe an Adolf Hitler (von der britischen Regierung allerdings abgefangen und nie zugestellt), in welchen er diesen zur Gewaltfreiheit auffordert („Sie hinterlassen ihrem Volk kein Vermächtnis, auf das es stolz sein könnte“, Band 5: 203). Gandhis Glaube an Moral und das Gute im Menschen mag vielen beim Lesen solcher Texte naiv erscheinen; zugleich jedoch entspringt diesen Schriften eine faszinierende Kraft. Und trotz der völlig unterschiedlichen historischen Zusammenhänge scheinen die Texte manchmal eine erstaunliche politische Aktualität aufzuweisen, etwa wenn Gandhi über die Palästina-Frage schreibt, eine religiöse Tat könne „nicht mit der Hilfe […] der Bombe ausgeführt werden“ (Band 4: 319). Insgesamt erscheinen gerade seine zahlreichen Ausführungen zu den Beziehungen zwischen den Religionen (und seine Kritik an deren Instrumentalisierung für politische und materialistische Zwecke, in Ost wie West) an manchen Stellen gar aktueller als vor gut 70 Jahren.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.1 | 2.68 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: M. K. Gandhi (Hrsg.): Ausgewählte Werke. Göttingen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34217-ausgewaehlte-werke_41058, veröffentlicht am 14.06.2012. Buch-Nr.: 41058 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken