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Holger Rossow

Globalismus und New Labour. Zur diskursiven Konstruktion von Globalisierungsprozessen im Großbritannien der Blair-Ära

Bielefeld: transcript Verlag 2011 (Global Studies); 360 S.; 32,80 €; ISBN 978-3-8376-1784-9
Habilitationsschrift Rostock. – Unzählige Veröffentlichungen liegen zum Themenbereich der Globalisierung vor. Das Neue an Rossows Buch ist aber, dass es systematischer als die meisten dieser Werke zwischen zahlreichen, mehr oder weniger verbunden nebeneinander existierenden sozioökonomischen Veränderungsprozessen (Globalisierung), deren politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen (Globalität) sowie den Diskursen unterscheidet, die solche Prozesse kanalisieren und sie für die politische Problembearbeitung nutzbar machen (Globalismus). Globalismus wird dabei als ein Zusammenspiel von (u. a.) Macht, Interessen und Ideologie verstanden und ist in diesem Sinne mehr als ein bloßer Diskurs. Veröffentlichungen zu Globalisierungsdiskursen haben oftmals aufgezeigt, wie unterschiedliche Akteure unter dem Deckmantel einer vermeintlich unausweichlichen (und je nach eigenem Interesse definierten) Globalisierung strategisch für ihre eigenen Ziele werben. Beim Globalismus handelt es sich demgegenüber weniger um ein vordefiniertes Interesse, sondern vielmehr um das Bemühen, in einer zunehmend vernetzten Welt eine „hegemoniale diskursive Formation“ (130) zu konstruieren, die zum einen die eigenen Interessen definiert und durchsetzbar macht und zum anderen, darauf aufbauend, die eigene Machtbasis absichert, indem oppositionelle Interessen selektiv eingebunden werden. Theoretisch basierend auf einer konstruktivistischen Diskursanalyse sowie Einblicken aus den Cultural Studies analysiert Rossow die Rolle und das konkrete Funktionieren des Globalismus für die britische Labour Party unter Tony Blair anhand der empirischen Beispiele Ökonomie, Wohlfahrtsstaat und internationale Beziehungen. Die Stärke des Buches liegt weniger darin begründet, dass es neue empirische Ergebnisse produziert. Vielmehr wird der Mehrwert des Globalismus-Konzepts aufgezeigt, indem Rossow im Detail nachzeichnet, wie die Labour Party zwischen den Erfordernissen der eigenen Neuerfindung, der Sicherung ihrer Machtbasis und politischen Herausforderungen einen Selbstfindungsprozess durchlaufen hat – und warum dieser Prozess bestimmte politische Ergebnisse produziert hat.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.61 | 2.262 | 4.43 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Holger Rossow: Globalismus und New Labour. Bielefeld: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34213-globalismus-und-new-labour_41054, veröffentlicht am 10.05.2012. Buch-Nr.: 41054 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken